Dieter Nuhr über Attila Hildmann: "Ein Fall für einen Psychologen und nicht für eine Auseinandersetzung in der Öffentlichkeit"
Archivmeldung vom 24.10.2020
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Freigeschaltet durch André OttKabarettist Dieter Nuhr kritisiert die Äußerungen von Vegan-Koch Attila Hildmann zum Umgang mit dem Corona-Virus. In einem Gespräch mit dem Podcast "Bosbach & Rach - Die Wochentester" für den Kölner Stadt-Anzeiger stellt Nuhr klar: "Es ist schwer, Leute wie Attila Hildmann ernsthaft zu betrachten, weil das ein so irrationaler Bullshit ist, dass ich darüber nachdenke, wie man das wieder in die Leute reinkriegt, dass sie so etwas wie Logik verstehen und wie man nachdenkt."
Nuhr ist überzeugt: "Das hat bei ihm etwas mit Allmachtsfantasien zu tun, mit psychologischen Kränkungen." Hildmann sei als Vegan-Koch plötzlich reich und bekannt geworden, seine Meinung werde aber nicht ernst genommen. Nuhr: "Diese narzisstische Kränkung führt dazu, dass er durchdreht. Das ist ein Fall für einen Psychologen und nicht für eine Auseinandersetzung in der Öffentlichkeit."
Nuhr ist sicher: "Das betrifft leider sehr viele Künstler, weil Künstler extreme Charaktere sind." Im Gespräch mit dem Podcast "Bosbach & Rach - Die Wochentester" wehrt sich Nuhr zugleich gegen pauschale Corona-Regeln: "Wenn objektive Weisheiten nicht mehr angegriffen werden möchten, stellt sich bei mir ein Reflex ein, dass ich das gerade möchte."
Zum Flehen der Kanzlerin, zuhause zu bleiben, sagt Nuhr: "Mir gerät bei pauschalen Maßnahmen oft zu sehr der Einzelfall aus dem Blickfeld. Warum ich jetzt zuhause bleiben soll und warum es asozial ist, wenn ich nach Spanien reise, das kann ich nicht begreifen." Er sei gerade von einer Reise in sein Ferienhaus zurückgekehrt und habe dort keinen Menschen getroffen: "Ich bin nirgendwo so sicher wie dort." Nuhr: "Ich finde viele Corona-Maßnahmen völlig einsichtig, kann aber nicht verstehen, dass man in Deutschland einfach hinnimmt, dass das Parlament aus diesem Prozess der Entscheidungsfindung völlig ausgeschlossen wird."
Dieter Nuhr stand zuletzt immer wieder wegen Äußerungen zu Corona in seiner ARD-Satireshow "Nuhr im Ersten" in der Kritik. Auch Rassismus, Sexismus und das Denken "eines alten weißen Mannes" wurden ihm u.a. in Social Media und von Journalisten vorgeworfen. Nuhr spricht dazu im Gespräch mit Wolfgang Bosbach und Christian Rach Klartext: "Das ist eine übliche Vorgehensweise heute, dass man nicht mehr argumentiert, sondern etikettiert. 'Alter weißer Mann' ist ein biologisch unveränderbares Merkmal. Das kannte man früher von den Nazis. Das waren die, die völkisch-biologistisch argumentierten. Und jetzt kommen ausgerechnet Linke immer mit diesem Argument." Nuhr: "Das zeigt mir, dass Links und Rechts immer mehr zusammenwachsen."
Auch zur Debattenkultur im Fernsehen äußert sich Dieter Nuhr im Podcast-Gespräch: "Fernseh-Talkshows dienen nicht mehr der Erkenntnisgewinnung. Da ist Krawallerzeugung dabei, das ist Werbung für den eigenen politischen Standpunkt. Kein Mensch geht in eine Diskussion ergebnisoffen." Nuhr bedauert: "Das ist sowieso eine Tugend, die völlig verloren gegangen ist. Dass man in ein Gespräch geht, um den eigenen Standpunkt zu erweitern und nicht um Recht zu haben."
Quelle: MAASS-GENAU - Das Medienbüro (ots)