Regisseur Dominik Graf: Kritik an der Diversitätspolitik der Ufa
Archivmeldung vom 02.12.2020
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.12.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttIn der Debatte um mehr Diversität in der Kinowelt hat der Regisseur Dominik Graf seine Skepsis geäußert. "Es klingt, als seien den Leuten, die das hier formulieren, die künstlerischen Grundvoraussetzungen ihres Mediums nicht präsent", kritisiert Graf die Filmproduktionsfirma Ufa, die eine Selbstverpflichtungserklärung veröffentlicht hat, der zufolge in Zukunft "Frauen, LGBTIQ*, People of Color sowie Menschen mit Beeinträchtigungen" gemäß ihrer demografischen Verteilung im Programm vorkommen sollen.
Das sei zwar "eine gute Sache", sagt Graf in einem Interview der Wochenzeitung DIE ZEIT, "eher unglücklich" seien hingegen die Formulierungen aus der Erklärung. "Das Lautsprecher-Getöse daran erregt den Verdacht, dass der doch überwiegende filmische Schwachsinn, den die Branche produziert, mit einem gesellschaftsrelevanten Verhaltenscode wettgemacht werden soll."
Auf die Frage, ob der Film ein getreues Abbild der gesellschaftlichen Wirklichkeit schaffen sollte, sagt Graf: "Das klingt gefährlich nach Zensur der Stoffe." Gleichzeitig will Graf auch nicht den Anspruch aufgeben, die Welt so "böse" abzubilden, wie sie ist. "Für eine Welt, wie sie stattdessen sein sollte, fühlen wir uns nicht zuständig. Gewalt und Übergriffe spielen deshalb in unseren Filmen eine große Rolle. Gewalt ist immer präsent in der Gesellschaft, und immer ist sie für das Opfer ,herabwürdigend', um einen Begriff aus dieser Selbstverpflichtung zu verwenden. Dabei ist es ganz egal, welche Hautfarbe oder welches Geschlecht das Opfer hat. Und so muss Gewalt auch dargestellt werden, sonst verharmlosen wir sie."
Quelle: DIE ZEIT (ots)