Schauspieler Moritz Bleibtreu: Jud-Süß-Verbot ist ewiggestrig
Archivmeldung vom 16.09.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn der Talksendung "Leute" von SWR1 Rheinland-Pfalz, die am Sonntag, 19. September, 10 bis 12 Uhr, ausgestrahlt wird, fordert der Schauspieler Moritz Bleibtreu die Freigabe des Originalfilms "Jud Süß". Der Hetzfilm der Nazis gegen Juden ist in Deutschland immer noch verboten und darf nur unter strengen Auflagen gezeigt werden.
Bleibtreu im Gespräch mit SWR1-Moderatorin Katja Heijnen: "Das ist für mich ewiggestrig. Das genaue Gegenteil wäre gut." Der Film schaffe es, auf sehr subtile Art und Weise zu manipulieren, "das hat aber in heutiger Zeit überhaupt keine Wertigkeit mehr." Zu glauben, dass junge Leute zu Neofaschisten würden, nachdem sie "Jud Süß" angeschaut hätten, gehe von der Vorstellung aus, dass Faschismus im selben Gewand zurückkomme. "Wenn Faschismus sich noch mal auf der Welt breit macht, dann sicherlich nicht in der Form wie wir ihn kannten." Moritz Bleibtreu sieht das berüchtigte Original eher als Lehrstück: "Ich lerne was über Manipulation, über Propaganda, über Geschichte."
Bleibtreu ist in Oskar Roehlers aktuellem Film "Jud Süß, Film ohne Gewissen", der nächste Woche in die Kinos kommt, als Propagandaminister Joseph Goebbels zu sehen. Die Meinungen der Kritiker gehen weit auseinander: Auf der Berlinale ausgebuht, hat Moritz Bleibtreu für genau dieselbe Rolle den Preis für Schauspielkunst bekommen.
Quelle: SWR - Südwestrundfunk