Studie vorgestellt: Jedes vierte Kind durch Medien suchtgefährdet
Mehr als ein Viertel der Kinder und Jugendlichen in Deutschland pflegt einen riskanten oder bereits pathologischen Medienkonsum. Wie aus einer am Mittwoch vorgestellten Studie der DAK hervorgeht, sind Suchtprobleme im Bereich Videospiele und Social Media 2024 demnach zwar zuletzt leicht zurückgegangen, liegen aber weiterhin über dem Vor-Pandemie-Niveau von 2019.
"Mediensucht bei Kindern und Jugendlichen ist zu einem dauerhaften und
ernsten Problem geworden", sagte Andreas Storm, Vorstandschef der
DAK-Gesundheit. 1,3 Millionen, mehr als 25 Prozent, der Kinder und
Jugendlichen zwischen zehn und 17 Jahren haben laut der Studie einen
problematischen Medienkonsum, 4,7 Prozent sind süchtig. Dabei sind
Jungen mit 6,0 Prozent doppelt so häufig betroffen wie Mädchen (3,2
Prozent). Im Jahr 2019 lag der Anteil der problematischen
Social-Media-Nutzung nur bei 11,4 Prozent - ein Anstieg von 126 Prozent.
Rückläufig
ist laut der Studie die Entwicklung beim Gebrauch digitaler Spiele.
Demnach nutzten zwölf Prozent aller Kinder und Jugendlichen digitale
Spiele problematisch, 3,4 Prozent pathologisch. 2019 waren es 12,7
Prozent problematische Nutzer mit einem Anteil von 2,7 Prozent
pathologischer "Gamer". Beim Streamingverhalten ab, das erst seit 2022
in der Studie erfasst wird, zeigt sich ein konstant hohes Niveau: 16
Prozent problematische Nutzer im Jahr 2024 stehen 16,3 Prozent im Jahr
2022 gegenüber. 2,6 Prozent gelten heute als abhängig.
Erstmalig
wurde in der diesjährigen Erhebung das Phänomen "Phubbing" untersucht,
also die Nutzung des Smartphones in unangemessenen Situationen wie einem
Gespräch oder am Esstisch. 35,2 Prozent der Kinder und Jugendlichen
fühlen sich durch die Smartphone-Nutzung anderer Personen ignoriert, so
die Forscher. 25,2 Prozent haben Erfahrungen mit sozialen Konflikten im
Kontext mit Phubbing gemacht. Ebenso die Eltern: 29,2 Prozent fühlten
sich bereits ignoriert, 28,2 Prozent erlebten entsprechende Konflikte.
Jugendliche mit Phubbing-Erfahrungen sind demnach einsamer, depressiver,
ängstlicher und gestresster als solche ohne.
"Im Kampf gegen die
Mediensucht brauchen wir den Schulterschluss mit den Schulen", sagte
DAK-Chef Storm. Kontroversen zu Handyverboten an Schulen würden jedoch
nicht weiterhelfen. Er appellierte an die Landeskultusministerkonferenz
kommende Woche: "Wir sollten offen über ein neues Schulfach Gesundheit
diskutieren." Beispiele für eine erfolgreiche Umsetzung gebe es bereits
im Ausland.
Für die Studie werden seit 2019 jährlich Kinder und
Jugendliche zwischen zehn und 17 Jahren sowie je ein Elternteil nach
ihre Medienverhalten befragt. Im Durchlauf des Jahres 2024 betrug die
Stichprobengröße 1.008 Befragungspaare.
Quelle: dts Nachrichtenagentur