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Ulrich Wickert über die ARD-Sondersendung am 11. September 2001: "Wir konnten nur dilettantisch vorgehen"

Archivmeldung vom 10.09.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.09.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Ulrich Wickert Bild: ulrichwickert.de
Ulrich Wickert Bild: ulrichwickert.de

In diesem Jahr jähren sich die verheerenden Attentate auf das World Trade Center zum zehnten Mal. Die Ereignisse des 11. September 2001 beschäftigen Ulrich Wickert bis heute. Der damalige "Mr. Tagesthemen" musste an diesem Tag ohne jegliche Vorbereitung eine mehrstündige Live-Sendung moderieren. Damals lief bei der ARD einiges schief - so sendete der öffentlich-rechtliche Kanal noch einen Tierfilm, als die private Konkurrenz längst auf Sendung war.

"Ich setzte mich ins Studio und wusste nichts Genaues", erinnert sich Ulrich Wickert. Wie der heute 68-Jährige den Tag erlebte und warum der Terroranschlag auch die Strukturen der ARD veränderte, berichtet der langjährige Moderator und Auslandskorrespondent im Interview mit dem Branchendienst MEEDIA.

Die Struktur der Rundfunkanstalt verhinderte damals, dass die Redaktion in Hamburg das laufende Programm unterbrechen konnte. "Wir waren überhaupt nicht auf solch ein Ereignis vorbereitet. Heute würde ich sagen, da konnten wir nur ziemlich dilettantisch vorgehen", sagt Wickert heute.

Innerhalb der ARD wurden seitdem die Entscheidungsstrukturen überdacht. "Es ist nun so, dass ARD-Aktuell selbst entscheiden kann, wann man das Programm unterbricht und wegen eines besonderen Ereignisses auf Sendung geht. Das ist eine ganz wesentliche Veränderung", so Wickert. Hinzu kamen redaktionelle Umbauten: Der Moderator kann nun via Monitor die Agenturmeldungen lesen. Wickert wurden diese vor zehn Jahren noch ins Studio gereicht.

Dass der Routinier damals für seine Moderationsleistung kritisiert wurde, sieht er gelassen: "Ich bin für etwas kritisiert worden, das ich aber ganz bewusst gemacht habe und es noch heute für richtig halte und wieder machen würde. Ich habe eine ganze Reihe von außergewöhnlichen Situationen erlebt. Und ich habe daraus gelernt, dass man sehr vorsichtig sein muss, was man als Fakt verkauft." Darüber hinaus hält er es als Moderator für wichtig, in so einer Situation die eigenen Gefühle zurückzustellen. "Ein Journalist sollte sich in solch einem Moment hüten, die Nachricht auch noch zu emotionalisieren."

Von den deutschen Live-Sondersendungen zu der damals für viele unfassbaren Tragödie in den USA, bei der in New York, Washington und beim Absturz des Fluges 93 mehrere tausend Menschen starben, waren später RTL sowie dessen Moderator Peter Kloeppel mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet worden. Einen Vergleich seiner eigenen Sendung mit der des privaten Konkurrenten hat Wickert übrigens nie angestell: "Ich konnte es ja nicht sehen und habe weder seine noch meine Sendung danach angeschaut. Und drüber geredet haben wir auch nie."

Quelle: MEEDIA.de (ots)

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