Jürgen Tarrach: Der neue Bond sollte keine Frau sein
Archivmeldung vom 14.11.2020
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Freigeschaltet durch André OttSchauspieler Jürgen Tarrach (59), der für die Folge "Casino Royale" (2006) selbst in einem James-Bond-Film mitwirkte, hält es für abwegig, die Hauptrolle in der Nachfolge von Daniel Craig weiblich zu besetzen: "Auch wenn man mich jetzt beschimpft, aber ich finde nicht, dass es eine Frau werden sollte", sagte Tarrach der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ).
"Es gibt nun mal Eckdaten dieser Figur, die Ian Flemming kreiert hat. Er war selbst Agent, hat ein illustres Leben geführt und seine eigenen Erfahrungen eingeflochten. Warum sollte daraus jetzt eine Frau werden? Hamlet als Frau sei auch nicht sein Ding, fügte Tarrach hinzu: "James Bond muss das Britische haben, smart, weltläufig, abgebrüht, gebildet, mehrerer Sprachen mächtig. Das grenzt den Kreis der Bewerber ein, aber auf einen Namen möchte ich mich nicht festlegen."
An sein eigenes Engagement für "Casino Royale" hat der 59-Jährige nur gute Erinnerungen: "Das war herrlich, toll, ein einziges Vergnügen von vorne bis hinten. Ich werde nie vergessen, wie wir in der ersten Klasse zum Dreh geflogen sind - mit Bett, großem Monitor und Vier-Gänge-Menü. Und am Set waren alle so zauberhaft, wir waren im Februar auf den Bahamas, wo's hier in Deutschland wirklich scheußlich ist. Eine total schöne Erfahrung, ich wäre gerne mit denen noch weiter um die Welt gereist."
Ansonsten sei der Unterschied zum Dreh eines Lissabon-Krimis, in dem Tarrach seit 2016 die Hauptrolle spielt, gar nicht so gewaltig, meint der Schauspieler: "Der größte ist, dass James Bond einen Weltmarkt bedient und wir bescheidene Deutsche sind, für die es bis zur Schweiz und nach Österreich reicht. Als ich meinen ersten Take hatte, dachte ich: Mein Gott, Jürgen, jetzt spielst du für die ganze Welt."
Jürgen Tarrach freut sich: Feier zum 60. Geburtstag fällt aus
Schauspieler Jürgen Tarrach (59) kann der Corona-Krise und den damit verbundenen Kontaktbeschränkungen eine positive Seite abgewinnen: Er wird keine große Party zu seinem 60. Geburtstag am 17. Dezember veranstalten.
"Das ist überhaupt kein Beinbruch, ich bin sogar froh, dass ich nicht feiern und Leute einladen muss", sagte Tarrach der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). "Ein alter Schulfreund von mir wird jetzt auch 60, und auf seine Initiative hin hatten wir eine gemeinsame Feier geplant - das konnte ich guten Gewissens absagen. Jetzt werden wir den Geburtstag in der Familie ganz klein begehen und mit den Kindern und meiner Schwiegermutter eine schöne Flasche aufmachen. Das macht mich überhaupt nicht melancholisch, eher schon die Tatsache, dass ich überhaupt 60 werde."
Einen Hang zur Melancholie habe er aber dennoch, sagte Tarrach, und führte dies auf seine Herkunft zurück: "Diese niederrheinische Tiefebene kann einen schon sehr melancholisch machen. Nieselregen, eine geschlossene Wolkendecke bis zum Horizont, nichts bewegt sich, und sonntags herrscht eine Totenstille - da muss man als junger Mensch ja melancholisch werden." Andererseits weiß der Schauspieler, der im letzten Jahr ein Album mit portugiesischem Fado aufnahm, die Melancholie durchaus zu schätzen: "Melancholie ist das Ergebnis von gelebtem Leben. Jeder, der eine glückliche Zeit erlebt hat, die aber zu Ende gegangen ist, verspürt im Moment des Erinnerns daran Melancholie. Das ist keine Depression oder depressive Verstimmung, sondern etwas vollkommen Natürliches."
Die coronabedingten Drehpausen im Sommer hat Tarrach genutzt, um sein Talent als Heimwerker zu entdecken und seinen ausgefallenen Grill aufzubessern: "Dafür gibt es Tische, in die man den Grill reinstellen kann, die aber unverschämt teuer sind. Irgendwann habe ich gedacht: So einen blöden Tisch kannst du auch bauen. Ich bin dann in den Baumarkt gefahren, hab mir Säge, Akkuschrauber und anderes Werkzeug gekauft und mir den Tisch selbst gebaut und versiegelt - mit zweiter Ebene, auf Rollen und sogar mit verdeckten Schrauben, wofür ich mir eine Taschenbohrlehre gekauft habe."
Für die Zeit nach dem 60. Geburtstag steht im Hause Tarrach eine Veränderung an - die Trennung vom Ferienhaus in der Nähe von San Remo in Italien: "Wir sind jetzt auf dem Sprung, das Haus zu verkaufen, weil es sich ein bisschen überlebt hat und man auch viel Arbeit damit hat. Ich bin jetzt jedes Jahr zwei Monate zu Dreharbeiten in Portugal, habe in Lissabon dann ein Super-Apartment, und außerdem haben wir in Potsdam ein schönes Haus mit einem großen Garten, der fast ein botanischer Garten ist." In Lissabon verkörpert Tarrach seit 2016 den Anwalt Eduardo Silva in den Lissabon-Krimis der ARD. Neue Folgen zeigt das Erste ab nächsten Donnerstag (19. November).
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)