US-Botschafter hält Fall Böhmermann in den USA für undenkbar
Archivmeldung vom 15.04.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer amerikanische Botschafter in Deutschland, John Emerson, hat das juristische Tauziehen um das Schmähgedicht des ZDF-Satirikers Jan Böhmermann über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan als in den USA unvorstellbar bezeichnet. "Das wäre surreal", sagte Emerson der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post".
"Ich denke nicht, dass dieser Fall in den USA jemals vor Gericht landen würde. Wir haben bei uns eine lange Tradition der lustvollen Beleidigung hochgestellter Persönlichkeiten, die bis zur Gründung des Landes zurückreicht. Bei uns wäre Herr Böhmermann sehr gut aufgehoben."
Umfrage: Mehrheit gegen strafrechtliche Verfolgung Böhmermanns
Eine große Mehrheit der Deutschen hat sich gegen eine strafrechtliche Verfolgung des ZDF-Moderators Jan Böhmermann ausgesprochen: In einer N24-Emnid-Umfrage fordern 82 Prozent der Deutschen, die Bundesregierung solle die Staatsanwaltschaft nicht zu Ermittlungen gegen Böhmermann nach Paragraf 103 ermächtigen. Nur zehn Prozent der Befragten meinen, die Regierung sollte die Ermittlungen zur möglichen Beleidigung von Vertretern ausländischen Staaten in diesem Fall zulassen.
Insgesamt finden 49 Prozent der Deutschen, dass Böhmermann mit seinem Schmähgedicht noch im "vertretbaren Rahmen" geblieben ist. 28 Prozent der Befragten finden, Böhmermann sei zu weit gegangen.
Ob nach Paragraf 103 oder nur wegen persönlicher Beleidigung - ganz generell lehnen 82 Prozent der Deutschen jede gerichtliche Bestrafung Böhmermanns ab. Nur sieben Prozent der Befragten sind für eine Bestrafung Böhmermanns.
68 Prozent der Deutschen sind der Meinung, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel aus politischen Gründen zu viel Rücksicht auf Erdogan nimmt. 21 Prozent der Deutschen sehen das nicht so.
Quelle: Rheinische Post (ots)