Fall Ofarim: Hoteldirektor und Medienanwalt äußern sich gegenüber "ZAPP" (NDR)
Archivmeldung vom 04.05.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Medienanwalt von Gil Ofarim, Markus Hennig, äußert sich erstmals öffentlich gegenüber dem NDR Medienmagazin "ZAPP", nachdem die Leipziger Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen gegen seinen Mandanten abgeschlossen hat. Ende März hatte die Staatsanwaltschaft Leipzig Anklage gegen Ofarim erhoben - wegen falscher Verdächtigung und Verleumdung.
Das Landgericht Leipzig muss nun über die Zulassung der Anklage und die Eröffnung des Hauptverfahrens entscheiden. Zuvor hatte der Musiker einem Hotelmitarbeiter antisemitische Äußerungen vorgeworfen. Die Ermittlungen gegen den Mitarbeiter hat die Staatsanwaltschaft Leipzig inzwischen eingestellt.
Gegenüber "ZAPP" erklärt Hennig, dass er auf einen gerichtlichen Freispruch für Ofarim hoffe. Auf die Frage, warum gegen die Einstellung des Ermittlungsverfahrens gegen den Hotelmitarbeiter kein Einspruch mehr eingelegt wurde, erklärt er: "Herrn Ofarim ging es ursprünglich ohnehin nicht darum, jetzt hier eine einzelne Person verantwortlich zu machen, sondern ihm ging es darum, auf etwas aufmerksam zu machen, was ihm passiert ist und was er für inakzeptabel hält in den heutigen Zeiten." Auf die Rückfrage im Interview, ob Ofarim an seiner ursprünglichen Darstellung zum jetzigen Zeitpunkt weiterhin festhält, antwortet er: "Davon können Sie ausgehen."
Hoteldirektor Hachmeister: "Das war ein Orkan"
Auch der Direktor des betroffenen "Westin"-Hotels in Leipzig, Andreas Hachmeister, spricht ausführlich gegenüber "ZAPP" und blickt zurück auf die Wellen der Empörung nach den Vorwürfen von Ofarim: "Das war ein Orkan, der über uns hereingebrochen ist." Die weltweite Pressenachfrage sei kaum zu bewältigen gewesen. Neben den Medienanfragen seien auch Hassanrufe an der Tagesordnung gewesen: "Für mich persönlich hat sich ein Teil meines Lebens geändert."
ZEIT-Journalist Martin Machowecz: "Das wird keine Richtigstellung der Welt jemals erreichen."
"ZAPP" hat die Empörungswellen in den sozialen Medien rund um den Fall Ofarim mit NDR Datenanalysten untersucht. Trotz der Anklageerhebung durch die Staatsanwaltschaft Leipzig befürchtet ZEIT-Journalist Martin Machowecz im "ZAPP"-Interview: "Dieses Level, das der anfängliche Shitstorm hatte, dieses Level der Empörung, die es gab, als Gil Ofarim sein Video ins Internet geladen hat, das wird keine Richtigstellung der Welt jemals erreichen." Aber auch von Häme gegenüber Gil Ofarim solle man absehen.
Das NDR Medienmagazin "ZAPP" hatte sich bereits Anfang März 2022 als Teil der Doku-Reihe "Verurteilt im Netz" mit dem Fall von Gil Ofarim befasst und die Empörungswellen im Netz nachgezeichnet. Die Anklageerhebung durch die Staatsanwaltschaft war der Anlass für eine Fortsetzung. Damit ging auch eine weitere Datenanalyse der Social-Media-Diskussion zum Fall einher.
Quelle: NDR Norddeutscher Rundfunk (ots)