Joko Winterscheidt über seine FOMO: "Ich habe Angst, etwas zu verpassen."
Archivmeldung vom 30.01.2021
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Freigeschaltet durch André OttModerator Joko Winterscheidt spricht im Titelinterview mit DB MOBIL, dem Kundenmagazin der Deutschen Bahn (Ausgabe Februar, EVT 29.1.2021), über seine Sorge, all seine Aktivitäten vor und hinter der Kamera sowie der ihm eigene Ehrgeiz würden ihn überfordern.
Winterscheidt weiter: "Ich sage mir die ganze Zeit, in meinem Kalender steht so viel, es muss weniger werden, und dann habe ich trotzdem noch eine Idee fürs nächste Jahr" meint der 42-Jährige, "ich glaube, ich habe FOMO: Fear of missing out. Angst, was zu verpassen."
Langsam gerate er an seine Grenzen, gesteht er DB MOBIL, Freunde würden ihm schon zu einer Auszeit raten: "Tim Mälzer ist ein guter Freund von mir, bei ihm habe ich damals hinter der Kamera angefangen. Er hatte ein Burn-out. Ich bin glücklich, dass mir das noch nie passiert ist - oder habe ich es vielleicht nicht mitbekommen? Jedenfalls, er meinte, Joko, nimm dir mal ein Jahr Auszeit. Du musst mal raustreten und dir von außen angucken, was du alles machst - und geschaffen hast."
Winterscheidt, der in seinen Shows häufig bis an seine körperliche Schmerzgrenze geht, zeigte auch im Fotoshooting für die Titelgeschichte von DB MOBIL vollen Einsatz und wurde zum Maler. Auf einer 2,30 mal 2,80 Meter großen Leinwand verewigte er wichtige Stationen seines Lebens. Das Wappen des Fußballvereins Borussia Mönchengladbach, einen Fernseher, das Sofa seiner Show "Circus Halligalli", und natürlich seinen Kollegen Klaas Heufer-Umlauf. Rund zwei Stunden benötigte Winterscheidt für das Gemälde.
DB MOBIL gefiel das Werk so gut, dass sich die Redaktion gemeinsam mit der Deutschen Bahn entschlossen hat, das Kunstwerk für einen wohltätigen Zweck zu versteigern. Interessierte können das Bild bis zum 25.2.2021 ersteigern. Alle Informationen rund um die Auktion finden sich aufdbmobil.de/echter-joko. Das Mindestgebot beträgt 100 Euro. Winterscheidt und DB MOBIL stiften den Erlös an "Leave no one behind", eine Kampagne, die sich dafür einsetzt, Geflüchtete aus den überfüllten Lagern im Mittelmeerraum aufzunehmen.
Für manche Missstände müsse ein Bewusstsein geweckt werden, erklärt Winterscheidt. "Mir gefällt, dass ich mit einem absurden Beruf Aufmerksamkeit auf Themen lenken kann, die mehr Relevanz haben als witzige Shows zu machen." Seine Sorge um den Klimaschutz und unfaire Produktionsbedingungen bewogen Winterscheidt auch dazu, eigene Schokolade herzustellen, die demnächst unter der neu eingetragenen Marke "Jokolade" verkauft werden soll. Die Schokolade werde nachhaltig und sozial produziert, so Winterscheidt. "Ich wünsche mir, ein kleiner Störenfried in einem System zu sein, sodass andere Schokoladenproduzenten in Zugzwang kommen, weil sie denken: Das ist aber unangenehm, der spricht so öffentlich darüber, wie unsauber wir arbeiten, vielleicht müssen wir unser System verändern." Winterscheidt ist außerdem als Investor an einem E-Bike-Start-up und einem Weinprojekt beteiligt.
Im Interview fand Winterscheidt auch Zeit, um sich an seinen prominenten Freund, den im November verstorbenen Star-Friseur Udo Walz zu erinnern, der oft Gast in seinen TV-Shows war. "Udo hat so viel mitgeprägt von dem, was wir gemacht haben." Besonders schätze Winterscheidt seine herzliche, witzige und positive Art: "Im Herbst besuchte ich ihn spontan in seinem Laden, hatte ihn lange nicht gesehen. Jedenfalls hatte er Schuppen auf den Schultern. Ich flüstere ihm so diskret wie möglich zu, Udo, du hast Schuppen auf den Schultern, da brüllt er durch den Laden: 'Marcel, ich brauche die Bürste, ich hab Schuppen auf den Schultern!' So lustig. Ich hätte gern mehr Zeit mit ihm verbracht."
Quelle: TERRITORY (ots)