Direkt zum Inhalt Direkt zur Navigation
Sie sind hier: Startseite Nachrichten Medien Schauspielerin Christiane Hörbiger: "Für mich ist Selbstmord eine Sünde"

Schauspielerin Christiane Hörbiger: "Für mich ist Selbstmord eine Sünde"

Archivmeldung vom 28.09.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.09.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Christiane Hörbiger (Romyverleihung 2009)
Christiane Hörbiger (Romyverleihung 2009)

Foto: Tsui
Lizenz: GFDL
Die Originaldatei ist hier zu finden.

"Die Trauer begleitet mich. Egal, wo ich bin", bekennt Christiane Hörbiger (78) im Interview mit der Zeitschrift FRAU IM SPIEGEL. Nachdem ihr Lebensgefährte, der österreichische Autor und Theaterintendant Gerhard Tötschinger (70), vor gut einem Jahr an einer Lungenembolie gestorben war, hatte die preisgekrönte Schauspielerin Hilfe beim Psychiater gesucht. Jetzt tue es immer noch sehr weh. "Es ist ein Schmerz, der in keinster Weise weniger wird", sagt Christiane Hörbiger gegenüber FRAU IM SPIEGEL. Das Grab sei kein Trost für sie. "Gerhard ist ja nicht dort unten in der Erde. Seine Seele ist im Himmel. Ich schaue gern nach oben. Auch wenn das natürlich eine sehr kindliche und naive Vorstellung ist."

Hilfe bei einem Psychiater zu suchen, sei für sie der "richtige Schritt" gewesen. "Ich hatte zeitweise Schuldgefühle, ob ich zu wenig für meinen geliebten Lebensmenschen getan habe und ob ich etwas hätte verhindern können", so Hörbiger. Durch die Gespräche mit dem Psychiater habe sie Antworten auf Fragen gefunden, die sie aufgewühlt hatten. Inzwischen habe sich ihr Inneres in dieser Hinsicht beruhigt. Was ihr der Psychiater geraten hat? - "Ich hatte alles, was mich bewegte und worüber ich tretmühlenartig grübelte, aufgeschrieben. Er sagte mir, ich soll den Zettel zerreißen und wegschmeißen. Es hat geholfen", erzählt sie. Nach wie vor sei der Psychiater für sie da. "Wenn ich Hilfe brauche, gehe ich zu ihm."

Sie habe sich für den Weg "Kopf hoch und nach vorne sehen" entschlossen. "Ich muss mich manchmal zwingen, nicht rückwärts zu schauen. Der Blick in die Zukunft gibt mir aber ein wenig Kraft", erläutert die 78-Jährige. "Ich bin nach wie vor neugierig auf das, was das Leben noch so für mich bereithält. Ich trage trotz allem eine gewisse Vorfreude in mir."

Mit dem Tod setzt sich Christiane Hörbiger auch in dem Drama "Die letzte Reise" (2.10., 20.15 Uhr, ARD) auseinander. Weil sie als pensionierte Lehrerin Katharina keinen Lebensmut mehr hat, will sie sterben. Katharinas Wunsch, den selbstbestimmten Freitod in der Schweiz zu wählen, kann Hörbiger nicht nachvollziehen. "Auch wenn Katharina an Arthrose und einer Lungenerkrankung leidet, hat sie nicht das Recht, ihrem Leben ein Ende zu setzen", findet die Schauspielerin. "Ich bin katholisch. Für mich ist Selbstmord eine Sünde, eine selbstanmaßende Nichtachtung des Lebens."

Auch unerträgliche Schmerzen wären für sie keine Rechtfertigung für einen Freitod. Christiane Hörbiger: "Die Medizin ist so fortgeschritten, dass man nicht ständig Schmerzen haben muss. Selbst wenn das für mich Schlimmste eintreten sollte, nämlich, dass meinem Sohn etwas passieren würde, könnte ich mein Leben nicht beenden." Als Zwölfjährige versprach sie ihrem Vater Attila Hörbiger, sich nie das Leben zu nehmen. "Wir beide standen auf unserer Terrasse in meinem Elternhaus in Grinzing", erinnert sie sich. "Ich kam gerade aus der Klosterschule. Dort hatten wir das Thema Selbstmord besprochen. Mein Vater wollte mein Ehrenwort, dass ich mich niemals umbringen werde."

Angst vor dem Tod hat Christiane Hörbiger "eigentlich nicht". Sie habe eher Angst davor, "wissen zu müssen, wann ich sterben muss". Sie bete, dass der liebe Gott sie davor bewahre. Ob sie für ihren Tod alles geregelt hat? - "Ich habe mich damit nur kurz beschäftigt, weil es für mich ein trauriges Thema ist", sagt sie. "Ich habe aber rechtzeitig mein Testament gemacht. Das halte ich für enorm wichtig, besonders für meinen Sohn. Mein Testament hat mir eine gewisse Ruhe gegeben."

Ihre Arbeit bezeichnet sie als ihren "Lebensmotor". Die Arbeit habe ihr geholfen, mit dem Verlust zu leben. Das Beschäftigen mit ihren Rollen und das Lernen der Texte habe sie etwas abgelenkt. Ganz wichtig seien auch ihre Möpse. "Vicco und Loriot sind so wunderbar, verständnisvoll und lieb", schwärmt Hörbiger. "Ich bin zwar allein, aber durch die beiden nicht einsam. Die zwei fordern mich. Durch sie habe ich eine Verantwortung im Alltag. Sie wollen mit mir spazieren gehen, sie wollen gefüttert und gestreichelt werden. Vicco und Loriot haben mir allein durch ihre Anwesenheit über viele dunkle Stunden in den letzten zwölf Monaten hinweggeholfen."

Und ihre Familie? - "Es ist schön zu wissen, dass da Menschen sind, die mich bedingungslos lieben und zu mir stehen", sagt Christiane Hörbiger. "Ich schließe mich nicht ein, sondern unternehme etwas. So war ich vor kurzem mit meiner Schwester Maresa bei der Aida-Premiere der Salzburger Festspiele." Sie habe eine ansteckende Lebenslust und ein beglückendes Temperament. Aber auch ihre ältere Schwester Elisabeth sei ihr eine große Stütze. "Mit ihr philosophiere ich gern und spreche über das Leben. Zudem habe ich einen wunderbaren Neffen. Und natürlich sind da noch mein Sohn und mein Enkel. Die zwei sehe ich leider nur selten, weil sie in Amerika leben."

Demnächst dreht Christiane Hörbiger wieder. "Produzent Markus Trebitsch und die ARD erfüllen mir einen Wunsch. Endlich darf ich wieder eine Komödie spielen", freut sie sich. "Im nächsten Frühjahr sollen die Dreharbeiten in Hamburg starten. Ich bin gern dort. In der Adventszeit werde ich wieder im Michel die Weihnachtsgeschichte lesen."

Am 13. Oktober hat Christiane Hörbiger Geburtstag. Ob sie feiern wird? - "Es ist Gott sei Dank erst der 79. Geburtstag", sagt sie. "Ich denke eher über meinen 80. Geburtstag nach. Ich werde ihn wohl in einem kleinen, aber sehr feinen Rahmen in Wien begehen. Mein verstorbener Mann hatte für Geburtstage die originellsten Ideen. Es macht mich schon jetzt traurig, dass er nicht mehr dabei ist. Ich vermisse Gerhard sehr."

Christiane Hörbiger hofft, ein Mutmacher für andere zu sein: "Man soll nicht glauben, dass es das Ende ist, wenn ein geliebter Mensch stirbt. Auch wenn es schwer ist, muss man sich aufraffen. Ich finde es undankbar, wenn man permanent mit dem Leben hadert."

Im Alltag freut sich die Schauspielerin unter anderem über die wärmende Sonne und Spaziergänge. Außerdem fühlt sie sich wohl, wo das Leben pulsiert, es lustig und heiter ist. "Ich bin auch gern am Wolfgangsee. Bei gutem Wetter stehe ich um sechs Uhr in der Früh auf und schwimme im See", verrät sie. "Wenn die Sonne aufgeht, bedanke ich mich beim lieben Gott für mein schönes Leben."

Und wovon träumt Christiane Hörbiger? - "Ich möchte einmal in meinem Leben eine Transatlantik-Kreuzfahrt von New York nach Hamburg machen. Es muss ein großartiges Gefühl sein, nach der langen Reise wieder in Europa anzukommen."

Quelle: Frau im Spiegel (ots)

Videos
Daniel Mantey Bild: Hertwelle432
"MANTEY halb 8" deckt auf - Wer steuert den öffentlich-rechtlichen Rundfunk?
Mantey halb 8 - Logo des Sendeformates
"MANTEY halb 8": Enthüllungen zu Medienverantwortung und Turcks Überraschungen bei und Energiewende-Renditen!
Termine
Newsletter
Wollen Sie unsere Nachrichten täglich kompakt und kostenlos per Mail? Dann tragen Sie sich hier ein:
Schreiben Sie bitte eifern in folgendes Feld um den Spam-Filter zu umgehen

Anzeige