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Der RTL-Reporter, der sich als Pegida-Anhänger ausgab: "Studioleiter beteiligte sich an meiner öffentlichen Hinrichtung"

Archivmeldung vom 11.03.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.03.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Rainer Sturm / pixelio.de
Bild: Rainer Sturm / pixelio.de

Ex-RTL-Reporter Felix Reichstein erhebt nach seinem umstrittenen Auftritt als Pegida-Anhänger Vorwürfe gegen das Landesstudio Ost. Völlig unvorbereitet sei er im Dezember auf Wunsch der Kölner RTL-Zentrale verdeckt unter die Dresdner Demonstranten geschickt worden, schreibt Reichstein in einem Gastbeitrag für das "medium magazin". "Sender und Studio haben mögliche Risiken dabei völlig unterschätzt". Wenige Stunden nach dem Auftrag habe der Dreh begonnen. "Mehr Vorbereitung ist nicht. Als ob 'Verdeckt' Standard wäre."

Reichstein gab dann mitten in dem verdeckten Einsatz einem NDR-Kamerateam ein Interview. Dabei blieb er in seiner Rolle als vermeintlicher Demonstrant, äußerte sich fremdenfeindlich. Das ARD-Politmagazin "Panorama" strahlte Reichsteins Statement aus ohne zunächst zu wissen, dass es sich um einen Kollegen handelt. Er habe zu spät seinen Fehler erkannt, sich auch vor den Fernseh-Kollegen als Pegida-Demonstrant auszugeben, schreibt Reichstein in "medium magazin": "Anstatt nichts zu sagen, wähle ich die Vorwärtsverteidigung: in der Rolle bleiben - die völlig falsche Entscheidung, wie ich später merke."

Rückblickend bezeichnet Reichstein sein Verhalten als schweren Fehler. Doch er richtet auch Vorwürfe an seinen damaligen Arbeitgeber: "Der Studioleiter zieht es vor, sich an meiner öffentlichen Hinrichtung zu beteiligen, anstatt alles intern zu klären." Intern habe man ihn vor die Wahl gestellt: Auflösungsvertrag mit Verschwiegenheitsklausel oder fristlose Kündigung. Außerdem sei ihm geraten worden: "Untertauchen, Zelte abbrechen, ab ins Ausland. Es müsse ja nicht gleich Costa Rica sein, aber warum nicht in die Schweiz, erst mal kellnern." Die folgende arbeitsrechtliche Auseinandersetzung dauerte mehrere Wochen. Inzwischen haben sich beide Parteien außergerichtlich geeinigt.

Reichstein, der nun versucht beruflich neu zu starten, rät Journalisten zu mehr Selbstvertrauen im Umgang mit ihren Arbeitgebern: "Ich gehe gestärkt aus dem Dilemma hervor, auch mit der Erkenntnis: gute Vorbereitung unbedingt einfordern - zum Selbstschutz."

Quelle: "medium magazin" 03/2015, Seiten 8-9 - Medienfachverlag Oberauer GmbH (ots)

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