Landgericht Hamburg stoppt Unterhaltungsfilm zum Thema Contergan
Archivmeldung vom 16.03.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Aachener Pharmafirma Grünenthal GmbH hat vor dem Landgericht Hamburg eine einstweilige Verfügungen gegen den WDR sowie die Zeitsprung Film + TV Produktions GmbH erwirkt. Unter Androhung eines Ordnungsgeldes von bis zu 250.000 Euro untersagt das Landgericht Hamburg die Verbreitung von 15 Falschdarstellungen im Drehbuch zum Zweiteiler mit dem vorläufigen Titel "Eine einzige Tablette".
"Die Aufarbeitung dieses tragischen und sensiblen Themas
"Contergan" ist für das Genre eines Unterhaltungsfilms nicht
geeignet. Eine Aufarbeitung muss historisch einwandfrei und
nachvollziehbar sein. Oder aber es muss unmissverständlich klar sein,
dass es sich hier um eine reine Fiktion handelt", betont Sebastian
Wirtz, Geschäftsführender Gesellschafter der Grünenthal GmbH.
"Bereits im Dezember 2005 hat Grünenthal um ein Gespräch mit
Vertretern der Produktionsfirma gebeten. Im Rahmen dieses Gesprächs
haben wir detailliert auf unsere Bedenken gegen den Film hingewiesen
und gleichzeitig angeboten, an einer zutreffenden und rechtlich
einwandfreien Aufarbeitung des Themas mitzuwirken. Leider wurden
wesentliche Änderungen des Drehbuchs abgelehnt. Daraufhin haben wir
formell die Abgabe von Unterlassungserklärungen gefordert, ebenfalls
ohne Ergebnis. Schließlich blieb uns zum Schutz unseres Unternehmens
und unserer Mitarbeiter nichts anderes übrig, als beim Landgericht
Hamburg umfassende Unterlassungsverfügungen zu erwirken, die die
filmische Verbreitung von 15 Szenen aus dem Drehbuch verbieten. Bei
diesen 15 Darstellungen handelt es sich um Schlüsselszenen, die die
geschichtlich verbürgten Ereignisse um Contergan schwerwiegend
entstellen."
Beispielsweise wird im Drehbuch dargestellt, die Behörden hätten
die Abgabe von Contergan verboten, nachdem Grünenthal das Medikament
ein Jahr und drei Monate nach der ersten Verdachtsäußerung noch immer
nicht aus dem Handel zurückgezogen habe. Tatsächlich hat Grünenthal
das Medikament bereits zwölf Tage nach dem ersten Verdachtsmoment aus
eigenem Entschluß vom Markt genommen; ein behördliches Verbot ist
niemals ergangen. Unzutreffend ist laut Grünenthal außerdem die
Darstellung, das erste Entschädigungsangebot der Firma habe 10
Millionen D-Mark betragen und sei mit der Maßgabe unterbreitet
worden, dass es sofort angenommen werden müsse, andernfalls es sich
täglich um eine Million DM verringere. Tatsächlich hat das
Unternehmen einen bedingungslosen Entschädigungsbetrag von 100
Millionen D-Mark angeboten und später auch ausgezahlt.
Die Grünenthal GmbH ist ein globales, forschendes und
produzierendes pharmazeutisches Familienunternehmen mit Sitz in
Stolberg bei Aachen. Als Spezialist im Bereich Schmerztherapie und
Verhütung beschreitet Grünenthal innovative Wege. Das 1946 gegründete
Unternehmen mit Stammsitz in Deutschland ist weltweit mit sieben
Produktionsstätten aktiv und ist in 26 Ländern vertreten. Es
beschäftigt in Deutschland circa 1800, weltweit rund 4800
Mitarbeiter.
Quelle: Pressemitteilung Grünenthal GmbH