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Schlafforscherin Helen Slawik: "Schlaf ist auch eine Frage davon, ob man Kontrolle abgeben kann"

Archivmeldung vom 02.03.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.03.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
EMOTION Verlag GmbH, Titelbild zu Ausgabe 04/2020, Bild: "obs/EMOTION Verlag GmbH/Kathrin Makowski"
EMOTION Verlag GmbH, Titelbild zu Ausgabe 04/2020, Bild: "obs/EMOTION Verlag GmbH/Kathrin Makowski"

Schlafmangel ist einer der großen Stressfaktoren unserer Zeit - und kann krank machen. Je unausgeruhter wir uns fühlen, desto größer wird die Sorge über den eigenen Schlaf, was oft in einen Teufelskreis führt.

"Die meisten Schlafstörungen entstehen aus vorübergehenden Stressfaktoren und verselbstständigen sich", sagt die Schlafmedizinerin Dr. Helen Slawik in EMOTION (Heft 04/2020 ab morgen im Handel, www.emotion.de). Dabei müssen bei ein paar schlechten Nächten nicht gleich die Alarmglocken schrillen. "Wir wachen alle bis zu 30 Mal pro Nacht auf, ohne es zu merken", sagt Slawik. "Nachts aufzuwachen ist normal."

Doch die Expertin weiß auch, dass 40 Prozent aller Menschen im Laufe ihres Lebens einmal eine echte Schlafstörung entwickeln, bei 10 Prozent von ihnen ist sie so schwer, dass sie klinisch behandelt werden muss. Der Auslöser? "In den 20ern des Lebens ist es meist ein unregelmäßiger Schlafrhythmus, in den 30ern sind oft die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Karriere und Partnerschaftskonflikte ein Thema, in der Zeit zwischen 40 und 50 Jahren sind es Trennungsthemen. Im höheren Alter spielen häufig auch körperliche Begleiterkrankungen eine Rolle, etwa Schmerzen oder Übergewicht." Zu professioneller Hilfe rät sie, wenn die Ein- oder Durchschlafstörungen länger als einen Monat andauern und öfter als dreimal pro Woche auftreten.

Gibt es Menschen, die besonders anfällig für Schlafprobleme sind? "Man geht davon aus, dass eher perfektionistische und leistungsorientierte Menschen betroffen sind, weil Schlaf eben auch eine Frage davon ist, ob man Kontrolle abgeben kann", sagt die Leiterin des schlafmedizinischen Zentrums der Basler Universitätskliniken. Was den Schlaf - unabhängig von der Persönlichkeit -nachweislich stört: "Der Medienkonsum bis in die Nacht hinein. Oder wenn das Handy neben dem Bett liegt. Wir sabotieren uns aber auch, indem wir abends noch sehr aktiv sind."

Dem Teufelskreis Schlafmangel kann man aber auch wieder entkommen. "Es ist wichtig, seinen Fokus zu verändern - den Schlaf eben nicht das ganze Leben bestimmen zu lassen", sagt Dr. Slawik in EMOTION im großen Dossier zum Thema Schlaf. In harten Fällen kann eine kontrollierte Schlafrestriktion helfen. Bei allen anderen helfe es zum Beispiel schon, am Tag kleine Inseln der Entspannung zu finden. Auch Abendrituale seien gut, um zur Ruhe zu kommen - etwa, ein bis zwei Stunden vor dem Schlafengehen zu lesen. Ob Mittagsschlaf helfen kann, fehlende Schlafenszeiten auszugleichen? "Man muss bedenken, dass sich jeder Schlaf, der länger als eine halbe Stunde dauert, auf den Nachtschlaf auswirkt", sagt Dr. Slawik, "diejenigen, die eine Durchschlafstörung haben, reagieren auf Powernaps meist mit Stress, weil sie so müde sind, dass sie sich eher pushen müssen, um ihren Alltag zu bewältigen. Mittagsschlaf funktioniert bei ihnen gar nicht."

Quelle: EMOTION Verlag GmbH (ots)


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