Jürgen Flimm: Kohl ist eine Shakespeare-Figur
Archivmeldung vom 26.04.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFür den deutschen Theatermacher Jürgen Flimm ist Helmut Kohl eine Figur wie geschaffen für eine Tragödie Shakespeares. In einem Interview mit der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung in Essen (WAZ) zum 450. Geburtstag des englischen Dramatikers William Shakespeare nennt Flimm "Kohl im jetzigen Zustand eine Shakespeare-Figur". Der Altkanzler sei "ein Lear. Dieser alte Mann, der kaum noch sprechen kann. Dieses Leben davor: die Putschversuche gegen ihn von Leuten, die er geholt hat. So was ist Theaterstoff", antwortet Flimm auf die Frage, ob Shakespeare heute noch Figuren für seine Stücke fände.
Flimm weiter über Kohl als tragischen Helden: "Er ist am Ende, dann fällt plötzlich die Mauer und er wird wieder groß. Dann der Spendenskandal - und Jahre später kommt seine Nachfolgerin und überreicht ihm sich selbst als Briefmarke: ein plattgedrücktes gerastertes großes Foto auf Pappe. Was für ein Absturz! Das ist tragisch, komisch, alles drin. Ich denke, Shakespeare hätte nicht Nein gesagt." Auch der Fall Edathy sei starker Stoff für Shakespeare, so der Regisseur. Jürgen Flimm (72) leitete unter anderem das Thalia-Theater Hamburg und war Chef der Ruhrtriennale. Seit 2010 ist er Intendant der Berliner Staatsoper unter den Linden.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots)