Schlagerlegende Christian Bruhn: Gendern ist totaler Quatsch
Archivmeldung vom 12.05.2023
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Freigeschaltet durch Mary SmithSchlagerkomponist Christian Bruhn (88, "Ein bisschen Spaß muss sein") hält das Gendern für verrückt: "Ich begebe mich auf keinen Fall auf die rechte Seite der Politik - aber das Gendern ist totaler Quatsch", sagte der 88-Jährige der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ).
Das Sternchen hielt Bruhn dabei sogar für eine verbale Form der Entmannung: "Ich habe gerade den Musikautor*innenpreis bekommen. Der männliche Plural ist in dem Wort gestrichen", sagte der Komponist. "Wir werden kastriert!" Die neue Form inspirierte den Komponisten zu Scherzen: "Da steht nur ein Autor und dann 'innen'. Gibt's den Preis nur in geschlossenen Räumen, oder wie soll ich das verstehen?"
Schon immer habe er unsinnige Tabus erlebt, sagte Bruhn und erinnerte an seinen Hit "Marmor, Stein und Eisen bricht" (1965): Den habe der Bayerische Rundfunk boykottiert, weil das Verb angeblich einen Plural erfordere. Empfindlichkeiten der Gegenwart, etwa die Debatte um kulturelle Aneignung, hielt Bruhn allerdings für bedrohlicher: "Damals waren das Einzelfälle, heute ist das eine Gefahr - diese politische Korrektheit, die aus den USA zu uns kommt. Warum soll ich mir keine Rastazöpfe flechten? Die Leute haben sich verrannt, genau wie beim Gendern", sagte der Musiker und ergänzte humorvoll: "Gut, beim Rastazopf liegt es auch an mir; mit meinen Haaren geht das nicht mehr."
Mit Vorfreude blickte Bruhn auf den Eurovision Song Contest (ESC), den er traditionell mit einem berühmten Kollegen guckt: "Beim ESC sitzen Ralph Siegel und ich gemeinsam vor dem Fernseher. Er tippt meistens richtig. Ich tippe nur auf Sänger, die wirklich singen können", sagte Bruhn.
Musikalisch sieht Bruhn, der 1970 mit "Wunder gibt es immer wieder" den dritten Platz holte, den ESC kritisch: "Einiges finde ich sehr gut, aber vieles ist vom Einfall her schwach - oft sind es Wiederholungen kleiner Phrasen. Es gibt keine langen Melodiebögen mehr", sagte der Komponist. "Dadurch, dass am Computer sehr viel mehr Kollegen komponieren können, hat die Musik sich total verändert. Als ich Mitglied der GEMA wurde, hatte sie 20.000 Mitglieder, heute sind es an die 70.000. Das sind alles Komponisten, aber nicht alle sind kleine Beethovens." Ansonsten sei der Wettbewerb sich treu geblieben - "bloß, dass heute alles viel bunter ist. Beim ESC fehlt nur noch der Elefant auf der Bühne."
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)