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Visueller Vormarsch beschleunigt multimediale verlegerische Geschäftsmodelle

Archivmeldung vom 12.11.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.11.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
VDZ Verband Deutscher Zeitschriftenverleger
VDZ Verband Deutscher Zeitschriftenverleger

WebTV und Video geben Verlagen zusätzliche Möglichkeit, Leser zu interessieren, zu gewinnen und zu binden, und sie erzeugen neue Werbeformate. Sie sind eine Chance für Verlage, Geschäft nicht nur zurückzuholen, sondern neues zu gewinnen, diese Bilanz zog Dr. Bastian Schwithal, Leiter Expertenforen der VDZ Akademie, über das gestrige Expertenforum "Monetarisierung von WEBTV&Video".

"Das Forum mit über 100 Teilnehmern fiel in eine Zeit eines gewaltigen Aufschwungs der digitalen Videonutzung, des professionelleren Umgangs nach einer Lehrzeit und dem Breakeven für viele Verlage in diesem Geschäft", so Sven König, Geschäftsführer VDZ Akademie.

Wie sehr das Geschäft in Bewegung ist und kreative Ansätze entstehen, zeigte in Hamburg unter anderem das junge Unternehmen InSkinMedia aus Großbritannien mit ihren drei neuen innovativen userfreundlichen und wahrnehmungsstarken Videowerbeformaten. Das Forum förderte aber nicht nur den offenen Austausch und faszinierte mit nagelneuen Geschäftsmodellen, sondern ließ auch fruchtbare kontroverse Debatten entstehen, etwa zu den Chancen für Paid-Content-Modelle. Darüber hinaus zeigten sich viele Verlagsvertreter offen für Kooperationen zwischen den Verlagen, um Inhalte auf mehr Plattformen jenseits der eignen Formate laufen zu lassen.

Wie zuvor am Vormittag ging es auch am Nachmittag wiederholt um Einschätzungen zur Entwicklung der Mediennutzung und die Erwartungen an die Nutzer. René Lamsfuß` (Senior Director Product & Methodology EMEA, The Nielsen Company) stellte in seinem Vortrag unter dem Titel "Vom digitalen Zeitalter zum digitalen Overkill?" aktuelle Umfrageergebnisse vor, wonach die junge Generation an Mediennutzung sehr interessiert sei, aber vollkommen offen bei der Plattformwahl - orientiert am jeweils besten Ergebnis. Im Mittelpunkt des Interesses der jungen Generation stehe das Bewegtbild, insbesondere das Streaming von Videos. Er plädierte für einen differenzierten Ansatz: Je nach Umfeld sei zu entscheiden, wie und über welchen Kanal Botschaften vermittelt werden. "Print ist nicht tot", sondern vermittle Tiefe und Inhalte, Video und Print könnten sich gut ergänzen. "Lesen ist Aktivität, ist eine starke Funktion, Informationen aufzunehmen."

Der Geschäftsführer der Jungfrau Zeitung (Schweiz) und Inhaber von Gossweiler Media, Urs Gossweiler, stellte das zentrale Produkt seines Medienkonzeptes vor - die Mikrozeitung. Die Regionalzeitung liefert 53 Bilder am Tag, 156 Artikel pro Woche und 2731 WebTV-Beiträge im Jahr. Pro Tag hat die Webseite 232 Stunden Verweildauer und 24.000 Printout-Leser und 5,3 Mio. Pageviews im Jahr.

Die Jungfrau Zeitung habe hauptsächlich regionale Werbekunden und 5000 Kunden für Bewegtbildwerbung. Gossweiler erklärt dieses Phänomen mit dem Angebot, eine Anzeige 6-fach über die verschiedenen Kanäle distribuieren zu können - "da kann man wieder Anzeigen verkaufen". Seine Mikrozeitung müsse nicht crossmedial denken, sie sei crossmedial.

Das anschließende Expertenpanel zeigte Konflikte etwa bei der Frage der Chancen für Paid Content und Konsens besonders in der Forderung nach mehr Kooperation zwischen den Verlagen. Robert Bosch (Axel Springer) und Urs Gossweiler setzten unter Moderation von Klaus Ebert (Geschäftsführer KE Media) ihre regionalen und internationalen Blickwinkel einander entgegen. "Beim Bewegtbild trifft sich derzeit die ganze Medienwelt und zwar online!" so Klaus Böhm (Director Media Pratice, Deloitte Consulting) und brachte damit zum Ausdruck, dass kein Medium diese Entwicklung ignorieren könne. Als Vertreter der Fernsehbranche betonte Eun-Kyung Park (Geschäftsführerin SevenOne Intermedia), dass die Clips gut erreichbar, kurz und spannend sein müssen um den Nutzer zum Verweilen zu bringen. Tobias Oswald bekräftigte, dass gerade bei anspruchsvollen Zeitschriften wie der Vogue, sehr auf die Hochwertigkeit der Videobeiträge zu achten sei!

In dem anschließenden Vortrag über die Videoplattform Dalango verdeutlichte der Geschäftsführer des Spotlight Verlags, Dr. Wolfgang Stock, dass vom alten zum neuen Produkt kein direkter Weg führe. Seiner Ansicht und Erfahrung nach könne eine Seite für gute Inhalte auch Geld verlangen, der Anbieter dürfe keine Angst vor guten Preisen haben, denn, ganz im Gegenteil, das Verschenken von wertvollen Inhalten sei schädlich.

Eun-Kyung Park sieht hohes Wachstumspotential, wenn man die Umsatzprognose des Onlinevideomarketings mit 64 Mio. EUR 2010 betrachte und daneben die Umsatzprognose für Onlinewerbung, die bei 2,86 Mrd. EUR liege. Ihrer Ansicht nach findet sich die Zukunft in integrierten Konzepten, der Kombination von Online, Mobile und HbbTV und anderen Endgeräten.

Der letzte Vortrag von Bastian Gerhard (Managing Director und Inhaber Cavea/Japan) war ein Ausflug in die internationale Welt der Möglichkeiten der Monetarisierung durch Videoangebote. Für ihn ist "Freemium die Mutter aller Plattformmodelle". Die Kombination eines freizugänglichen und eines Premium Bereiches funktioniere seiner Erfahrung nach am besten, denn dem Nutzer sind werbefinanzierte Seiten am liebsten, wer aber ein qualitativ hochwertiges Produkt sehen möchte, sei auch bereit etwas dafür zu zahlen.

Quelle: VDZ Akademie GmbH

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