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Punkteschiebung und Kriegsvideo: Song Contest: 4 Stunden Glitzer-Terror für abgekarteten Ukrainer-Sieg

Archivmeldung vom 18.05.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.05.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Bild: MARCO BERTORELLO / AFP / picturedesk.com / WB / Eigenes Werk
Bild: MARCO BERTORELLO / AFP / picturedesk.com / WB / Eigenes Werk

Der diesjährige “Eurovision Song Contest” (ESC) war ein Turnier mit ungleicher Ausgangslage. Es stellten sich vorab eigentlich nur zwei Fragen: Wie haushoch lässt man die Ukraine gewinnen? Und: Lässt die Jury-Runde zumindest den Anschein eines fairen Wettbewerbs übrig, um den Sieg dann zum “Wunsch des Volkes” zu erklären? Dies berichtet das Magazin "Wochenblick.at".

Weiter berichtet das Magazin: "Um dieser journalistischen Neugierigkeit nachzugehen, warf ich mich also ins Getümmel und gab mir eine vierstündige Tortur mittelprächtiger Lieder mit viel zu viel Glitzer. Freilich im Wissen, dass all das auch von meinen Zwangsgebühren mitbezahlt wird. Und die Sache blieb nicht ohne Geschmäckle: Bei der Abstimmung wurden dem Anschein nach Punkte so lange wie wild herumgeschoben, bis das Ergebnis passte.

Rumänische Moldawien-Stimme… für die Ukraine

Nach stundenlangem Warten disqualifizierte man einfach sechs Jurys und maß ihnen einen Durchschnittswert von in den letzten Jahren “ähnlich abstimmender” Länder bei. Sprich: Diese sechs Länder bekamen einfach den Mittelwert anderer Länder in ihrem Lostopf für das Halbfinale. Am härtesten traf dies zweifelsohne Rumänien, deren Punkte letztlich auch von einem Offiziellen der European Broadcasting Union (EBU) vorgelesen wurden. Wie so oft in den vergangenen Jahren hatte man den moldawischen Nachbarn die vollen zwölf Punkte gegeben. Der diesjährige Beitrag handelte von der Ähnlichkeit der beiden Länder. Erwrtungsgemäß gab es dafür “douze points” aus Rumänien. Doch der EBU schmeckte das nicht. Sie witterte angeblich Manipulation und verteilte ein Ersatzvotum.

Dies führt dazu, dass es für Moldawien keinen einzigen Punkt gab, dafür zwölf Punkte für die Ukraine. Grund dafür war, dass man das Land gemeinsam mit Estland, Lettland, Litauen, Polen und Moldawien – vier davon sind Nachbarn Russlands, die sich in den letzten Monaten besonders intensiv auf die Seite der Ukraine stellten – in einen Topf warf. Ein ähnliches Schicksal traf Polen, Aserbaidschan, Georgien, Montenegro und San Marino. In drei Fällen durften nicht einmal die Länder das Ergebnis selbst präsentieren – erklärt wurde es mit “technischen Schwierigkeiten”.

Römischer Gruß so hart wie Asow-Stahl

Im Fall von Aserbaidschan und Georgien schlug es in die andere Richtung aus, sie hatten ihre 12 Punkte an die Ukraine verteilt. Weil sie für das Halbfinale aus demselben Topf gelost wurden, waren ihre Punktevergaben ident – am Ende gab das den Ausschlag dafür, dass Großbritannien vor Spanien auf Platz zwei kam. Polen wiederum war im selben Topf wie Rumänien und trällerte in Form einer handhebenden Kommentatorin die 12 “zugelosten” Punkte mit einem lauten “Slawa Ukrajini!” hinaus, als wären es die eigenen.

Dabei sind politische Äußerungen beim ESC eigentlich unerwünscht. Dass die mit diesem Schlachtruf kämpfende Ukrainische Aufstandsarmee (UPA) zwischen 1943 und 1944 im Zuge des sogenannten Wolhynien–Massakers bis zu 100.000 ethnische Polen ermordete, ist ohnehin ein anderes Thema.

Wer macht denn sowas?

Beim Abmarsch dann wollten einige Beobachter auch bei den ukrainischen Vertretern gesehen haben, dass ein Bandmitglied … sagen wir einmal “die am unglücklichsten gestreckte Winke-Hand seit Bettina Wulff” zum Besten gab. Apropos Asow und das gleichnamige nationalistische Bataillon: Seine Hochburg Mariupol ist bereits als Kandidat für die nächstjährige Ausrichtung im Gespräch…

Selbsterklärte “Faktenchecker” haben übrigens festgestellt, dass es sich in beiden Fällen – selbstverständlich – um keinen Hitlergruß handelte.

EBU: “Eine unpolitische Kulturveranstaltung”

Dennoch sollte die Politik sollte diesmal sowieso ganz offen im Vordergrund stehen, obwohl die EBU Russland zuvor mit dem Argument ausschloss, dass es sich beim Song Contest um ein “unpolitische Kulurveranstaltung” handle. Island musste vor drei Jahren wegen eines Verstoßes gegen das angebliche Politikverbot aufgrund des Zeigens der Palästina-Flagge gar 5.000 Euro Strafe an die EBU zahlen. Als der Frontmann der ukrainischen Teilnehmer “Kalush Orchestra” jedoch nach dem Lied nach vorne trat und die internationale Gesellschaft dazu aufforderte, sich für die Kämpfer im Asow-Stahlwerk in Mariupol stark zu machen, störte das nicht.

Unpolitisch? Nicht wenn es um den Pro-Ukrainismus geht:

“Der Eurovision Song Contest ist eine unpolitische Kulturveranstaltung. Die EBU ist jedoch besorgt über die aktuellen Ereignisse in der Ukraine und wird die Situation weiterhin genau beobachten.”

– European Broadcasting Union (EBU) im Februar 2022

Skandal um (keine) zwölf Punkte

Für Inseratenkaiser-Blätter war die politische Schlagseite rund um den siegreichen Ukraine-Beitrag nämlich sowieso kein Problem. Sie skandalisierten stattdessen ernsthaft, dass die heimische Fachjury nach künstlerischen Aspekten entschied und eben nicht die Höchstpunktezahl in die Ukraine verschenkte.

Stimmen-Lobbyismus auch bei Televoting möglich

Umso überraschender war es, als die EBU dann verkündete, dass es bei den Publikumsstimmen keine Unregelmäßigkeiten gegeben habe. Im Vorfeld hatte man befürchtet, dass “russische Hacker” einen ukrainischen Sieg verhindern wollen würden. Man kann also davon ausgehen, dass die Beobachter vor allem in diese Richtung schauten und bei anderen Auffälligkeiten nicht so genau hinsahen. Am Ende fiel der ukrainische Sieg im “Televoting” so deutlich aus, dass man sich fragen könnte, ob “Hacker für das Gute” vermeintlichen russischen Hackern bereits vorsichtshalber vorgegriffen haben. Es waren 439 von 468 möglichen Punkten. Das macht 11,26 Punkte pro Land, 28 Top-Platzierungen und 93 Prozent der Maximalpunkte. Der bisherige Rekord waren einst 12 Top-Platzierungen bei 74 Prozent der Punkte.

Sind die Europäer wirklich so gutgläubig, sich instrumentalisieren zu lassen? Freilich, ein Erklärungsansatz ist sicherlich auch, dass das ESC-Publikum womöglich im Schnitt mehr in Richtung “Mainstream” tendiert als der Gesamtquerschnitt der Bevölkerung; zudem fand und findet medial viel einseitige Propaganda statt. Eine andere Möglichkeit steckt im Abstimmungs-System. Denn bei 20 Stimmen pro Endgerät ist dem Missbrauch durch einschlägige Aktivisten Tür und Tor geöffnet. Der Anteil des “Normalo-Fans”, der frenetisch über Laptop, Handy und Tablet die volle Stimmenzahl für seine Favoriten auslotet, dürfte gering sein. Auch war es ukrainischen Vertriebenen in den Aufnahmeländern möglich, für ihre Heimat zu stimmen.

Die Ukraine, auferstanden aus Ruinen

Freilich ist das alles Kaffeesudleserei. Aber es wäre auch nicht der Song Contest und nicht das Jahr 2022, wenn es nicht weiter ginge. Denn keine zwei Tage nach dem Finale veröffentlichen die Sieger ein Musikvideo in Hollywood-Qualität zu ihrem Gewinnerlied. Man sieht dort zerstörte Städte in der Ukraine – und ließ sich damit Zeit bis nach dem Wettbewerb, um nicht den Eindruck eines politischen Liedes zu machen.

Und der Mainstream findet das nicht etwa beunruhigend oder fühlt sich über das Ohr gehauen. Nein: Sie sind alle ganz hin und weg von diesen eindrucksvollen Bildern. Weil ein bisserl Ich-Du-Er-Sie-Es-Krainer sind wir doch alle…? Mich persönlich stört weniger das mitreißende Video als das zweierlei Maß. Ich erinnere mich noch zu gut, als tagelange Hetzjagden etwa auf Andreas Gabalier oder Frei.Wild veranstaltet wurden, weil sie sich irgendwann zu ihrer Bergheimat bekannten…

“NuoVision”: Konkurrenz mit authentischen Künstlern

Vor diesem Hintergrund wäre es wohl besser gewesen, ich hätte meine Aufmerksamkeit dem am selben Abend stattfindenden “NuoVision Songcontest” gewidmet. Bei der Veranstaltung nahmen 26 kritische Künstler teil. Und dort gab es auch keinerlei geschönte Abstimmung: Jeder Fan hatte genau eine Stimme, die er transparent im zugehörigen Telegram-Kanal abgeben konnte. Es ist davon auszugehen, dass die Veranstaltung auch kommendes Jahr wieder stattfindet – ohne Starallüren, dafür mit authentischen Künstlern, die wirklich etwas zu sagen haben.

Als Sieger ging diesmal die Truppe “Corona Bavaria” mit dem Lied “Frieren für den Frieden” hervor (20 Prozent), das die abgehobene Krisentreiberei der Eliten mit köstlicher Satire auf die Schippe nimmt. Der Beitrag lieferte sich ein Kopf-An-Kopf-Rennen mit “Schon als Kind” von Allmann (19 Prozent), in dem es um die mündige Suche nach der Wahrheit geht. Mit Respektabstand auf dem dritten Platz landete “Zieht in den Frieden, Freunde” von Alien’s Best Friend (11 Prozent), eine berührende Ballade, in der zum friedlichen Widerstand gegen Zwänge und Spaltung aufgerufen wird.

Platz 1:


Platz 2:


Platz 3:

Die ESC-Scharade im Schnelldurchlauf

So viel kritische Überlegungen gab es beim ESC natürlich nicht. Es war eine unnütze Berieselung ohne wirklichen Spannungsboden. Vielleicht sollte ich ja auch nicht die Moral hinter “Brot und Spielen” suchen. Aber es ist bezeichnend, dass das nächste an einem bedeutsamen Inhalt noch der serbische Beitrag war, in dem sich die Künstlerin durch manisches Händewaschen wohl auch über den weltweiten Maßnahmen-Irrsinn lustig machte. Wer sich die vier Stunden nicht geben will, aber trotzdem wissen will, um was es geht, für den hab’ ich einen kleinen Schnelldurchlauf vom Samstag selbst.

Mit einer griechischen Tragödie über gemeinsames Ableben war diesmal immerhin ein achter Platz zu holen.

Nur der letzte Platz blieb wie so oft für Deutschland mit einer relativ faden Nummer. Immerhin konnte man die Punkte im Vergleich zum Vorjahr verdoppeln. Irgendeinen Grund muss es ja geben, warum sich unser Nachbarland alle Jahre wieder mit mittelmäßigen Nummern vor ganz Europa zum Affen macht. Während des Liedes wollte ich es noch diplomatisch sagen.

Wenig besser erging es diesmal den Isländern. Nicht, dass es meine kundigen Ohren nicht vorhergesagt hätten.

Oder die eines Haustieres, das eigentlich keinen sechsten Sinn dafür gebraucht hätte, zu erkennen, dass nicht jedes Lied ein Ohrenschmaus war.

Vielleicht auch, weil mancher Liedtext keinen Sinn ergab – und das, obwohl Lettland mit seiner Aufforderung, den Salat zu essen, bereits im Halbfinale ausschied. Polen hörte sich dann alles andere als “kriminell gut” an.

Die Sorge des ORF-Moderators, dass Russland demnächst in der Republik Moldau einmarschieren könnte, teile ich übrigens weiterhin nicht.
Viel eher musste ich da schon seiner Deutung zustimmen, dass der australische Beitrag so gewandet, als hätte “Harald Glööckler FFP2-Masken hergestellt”. Dafür hätte man die Corona-Diktatur aus Down Under jedenfalls nicht einladen müssen.

Politische Assoziationen weckten allerdings auch die viertplatzierten Schweden bei mir, die sich wie jedes Jahr an “more of the same” versuchten. Blond, Bombast und Glitzer. Also nein, wirklich viel verpasst habt ihr nicht. Bis zum nächsten Mal.

Quelle: Wochenblick

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