Schauspielerin Katrin Sass: Ich wollte mich nicht am Ku'damm mit Bananen bewerfen lassen
Archivmeldung vom 03.11.2023
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Freigeschaltet durch Mary SmithSchauspielerin Katrin Sass (67) ist beim Mauerfall bewusst in der Stammkneipe geblieben: "Als ich begriffen habe, dass wirklich die Tür aufgeht, wollte ich nicht mit an den Ku'damm. Ich bin zu meiner Freundin in die Kneipe runter, habe mich sinnlos betrunken", sagte Sass der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). "Ich wollte mich nicht in der Masse am Ku'damm mit Bananen bewerfen lassen. Meinen großen Traum von der Freiheit wollte ich still und allein genießen." In den Westen sei sie deshalb erst drei Tage später gefahren.
Die Unterschiede zwischen Ost und West hält die Schauspielerin für überschätzt: "Wir sprechen alle eine Sprache. Die eine Hälfte ist besser in Englisch, die andere in Russisch. Aber Deutsche sind Deutsche. Im Umgang sind wir alle gleich: Im Hotel meckern wir über das Frühstücksei. Und ab 13 Uhr traut sich keiner mehr, den Rasen zu mähen", sagte Sass. "Ich lebe jetzt genauso lange im Westen, wie ich im Osten gelebt habe: 33 Jahre. Die erste Hälfte hat mich mehr geprägt, weil es eben die Kindheit war. Man bleibt für immer ein Ostler. So fühle ich mich - aber es fühlt sich nicht wie ein Nachteil an."
Ein Feiertag ist für Sass nur das Datum des Mauerfalls: "Für mich gibt es nur den 9. November, an den ich mich wahnsinnig gerne erinnere. Das ist und bleibt mein Tag der Deutschen Einheit", sagte Sass. Mit dem 3. Oktober verbinde sie dagegen gar nichts. "Den 3. Oktober hat sich keiner von uns ausgesucht; der wurde bestimmt, und jetzt hat man da eben frei."
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)