Schauspieler Dany Boon war während der Pariser Anschläge mit seiner Familie im Stadion
Archivmeldung vom 05.03.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDany Boon hat auch nach vier Monaten noch sehr präsente Erinnerungen an die Pariser Terroranschläge vom 13. November 2015. "Ich war mit meiner Frau und meinen Kindern im Stade de France, als sich vor dem Stadion die Explosionen ereigneten", sagte der französische Schauspieler und Regisseur in einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Und dann brach kurz vor Ende des Spiels plötzlich diese Panik aus. Zu sehen, dass die Kinder Angst haben, ging mir an die Nieren. Wir kamen ja aus dem Stadion nicht so schnell heraus, und in der Zwischenzeit erfuhr ich auch noch, was alles in der Stadt passiert war. In der Situation musste man sich sehr stark zusammenreißen."
Von dem Terror lässt sich der 49-Jährige nicht einschüchtern: "Ich versuche, so normal wie möglich weiterzuleben, weil ich diesen Monstern nicht nachgeben will", sagte Boon. "Man muss aufpassen, dass man nicht in Paranoia verfällt. Die beste Antwort auf diesen Hass und diese Unmenschlichkeit ist es, keine Angst zu zeigen und sich weiterhin menschlich zu verhalten."
Von seinem algerischen Vater und seiner französischen Mutter habe er viele menschliche Werte mit auf den Weg bekommen, so Boon, der in Nordfrankreich aufwuchs. "Ich habe damals vor allem Toleranz gelernt. Meine Kindheit war kompliziert, aber dennoch glücklich. Meine Eltern waren arm und stammten aus sehr einfachen Verhältnissen." Die Großzügigkeit seines Vaters habe ihn stark beeindruckt: "Er hat er immer Leute, die noch ärmer waren, zu uns eingeladen und ihnen zu essen gegeben. Den Kindern dieser Leute hat er unser Spielzeug geschenkt, weil er sagte, die hätten noch weniger als wir."
Heute sorge er sich um die Privatsphäre seiner eigenen Familie, mit der er Paris verlassen habe, sagte der 49-Jährige weiter: "Vielleicht kehren wir ja zurück, wenn meine Kinder älter sind. Zurzeit leben wir in London, in einem Jahr gehen wir wieder nach Los Angeles", sagte Boon. "In London kann ich die Metro und den Bus nehmen, die Kinder zum Sport bringen, da gibt es keinen Fan-Auflauf, wenn ich mich ganz normal bewege." In Frankreich sei das schwieriger: "Hier hatten die Kinder das Gefühl, als würde man ihnen den Papa wegnehmen. Das hat mir nicht gefallen."
Allerdings habe es mal eine Situation im Ausland gegeben, die ihm ebenfalls nicht gefiel: "Einer meiner Söhne hatte in der Schule Mist gebaut, und ich wurde zum Direktor gebeten", sagte Boon. "Der stand da mit der Klassenlehrerin, und beide konnten vor Lampenfieber kaum atmen. Sie spielten die Geschichte herunter und baten mich stattdessen um ein Autogramm. Ich sagte: Nein, dafür bin ich doch nicht hier, sondern weil mein Sohn in der Schule ein Problem hat. Ich will doch nicht, dass er machen kann, was er will, nur weil er einen berühmten Vater hat."
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)