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Anne Will kritisiert Merkel im Fall Böhmermann

Archivmeldung vom 13.04.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.04.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Anne Will bei einem Talkauftritt im November 2008
Anne Will bei einem Talkauftritt im November 2008

Foto: Michael von Aichberger
Lizenz: GFDL
Die Originaldatei ist hier zu finden.

ARD-Talkshow-Moderatorin Anne Will hat Kanzlerin Angela Merkel im Fall Böhmermann kritisiert. Merkels Äußerung gegenüber der türkischen Regierung zum Erdogan-Schmähgedicht von ZDF-Satiriker Jan Böhmermann "ist ein Fehler gewesen", sagte Anne Will im "SWR UniTalk" an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz am Dienstagabend, 12. April 2016.

"Es ist plötzlich eine Affäre daraus geworden und das durch das Zutun der Bundeskanzlerin und zuvor durch die Intervention des türkischen Staatspräsidenten. Es wäre schön, wenn man die Kirche wieder zurück ins Dorf bekäme. Jetzt ist es ein Desaster." Die Kanzlerin befände sich nun in einer "Zwickmühle". Die ARD-Journalistin hofft auf eine klare Haltung der Bundesregierung gegenüber dem türkischen Staatspräsidenten Recep Erdogan: "Ich wünschte mir eine Lösung, bei der die Bundesregierung sagt: 'Du hast sie ja nicht mehr alle, Recep, das machen wir jetzt nicht mit!' Gleichzeitig wünsche ich mir eine Lösung, bei der man sagt, unsere Justiz arbeitet komplett unabhängig. Der überantworten wir das mit großer Lässigkeit. Und gehen mehr als sicher davon aus, dass am Schluss steht, dass Jan Böhmermann nichts falsch gemacht hat."

Anne Will hielte es für richtig, den Strafrechtsparagraphen 103, durch den Beleidigungen ausländischer Staatsoberhäupter verfolgt werden können, schnellstmöglich abzuschaffen. "Dann hat der 'olle' Erdogan nichts mehr, auf das er sich berufen kann", erläuterte Anne Will.

Die ARD-Talkerin hofft, dass Jan Böhmermann so schnell wie möglich wieder seine Sendung produziert. "Ich möchte, dass Jan Böhmermann seine Kunst weitermachen kann, weil er große Sachen gemacht hat, und auch sein Team ein spitzenmäßiges ist. Wenn das jetzt beschädigt wird, sei es durch vorauseilenden Gehorsam oder dass man sich bedrängt sieht, dass man Idioten vor der Tür hat, die einem die Fresse polieren wollen." Anne Will erwähnte im Gespräch mit SWR-Chefredakteur Fritz Frey im SWR UniTalk, dass es nach ihrer Sendung zum Fall Böhmermann am vergangenen Sonntag eine Bombendrohung gegeben habe.

Kritisch äußerte sich Anne Will, die sich im Verein "Pro Quote" für mehr weibliche Führungskräfte in den Medien einsetzt, über das Moderatoren- und Kommentatoren-Team der ARD für die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich. In dem ARD-Team sei keine einzige Frau. "Da denke ich, 'Nee das könnt Ihr nicht machen, Leute'. Das ZDF hat eine Haupt-Moderatorin und erstmals eine Kommentatorin für Länderspiele. Da sehen wir echt richtig alt aus." Rückblickend auf ihre Karriere - unter anderem als erste Moderatorin der "ARD-Sportschau" - stellte Anne Will fest: "Ich selber habe an sehr vielen Stellen meiner Karriere sehr davon profitiert, eine Frau zu sein. Ich war an vielen Stellen eine echte Quotenfrau."

Schon heute freut sich Anne Will im Übrigen auf das TV-Duell vor der Bundestagswahl im kommenden Jahr und wagt eine Prognose, wen die SPD als Kanzlerkandidat gegen Angela Merkel in dieses Duell schicken wird: EU-Parlamentspräsident Martin Schulz.

Der "SWR UniTalk" ist eine gemeinsame Veranstaltung von SWR und Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Das aufgezeichnete Gespräch ist in den ARD-Digitalkanälen zu sehen: am Sonntag, 17.4.2016, 19.30 Uhr in EinsPlus und in tagesschau24 am Mittwoch, 20.4.2016, 23.30 Uhr. Das SWR Fernsehen strahlt die Sendung am Freitag, 22.4.2016, 00.30 Uhr aus (also in der Nacht von Donnerstag auf Freitag!). Nachzuhören ist der Talk auf SWR.info am Freitag, 15.4.2016, 20.15 Uhr.

Quelle: SWR - Südwestrundfunk (ots)

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