Reporter ohne Grenzen: Internationale Kommission soll Journalistenmorde im Libanon untersuchen
Archivmeldung vom 13.12.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittReporter ohne Grenzen ist schockiert über den gewaltsamen Tod des libanesischen Journalisten und Politikers Gebran Tueni. Die Menschenrechtsorganisation verurteilt den Mord an dem Chefredakteur der Tageszeitung An-Nahar, der auch Abgeordneter im libanesischen Parlament war, auf das Schärfste. Tueni wurde heute Morgen in Beirut von einer Autobombe getötet. Mindestens vier weitere Menschen kamen dabei ums Leben.
"Nach dem Mord an Samir Kassir im Juni dieses Jahres verliert der
Libanon mit Tueni einen weiteren führenden Journalisten", so Reporter
ohne Grenzen. "Wir trauern mit Tuenis Familie und Kollegen. Wir
werden solange auf die Wahrheit drängen, bis die Verantwortlichen
gefunden und bestraft sind."
"Wir begrüßen die Bemühungen der Vereinten Nationen, die Gewalt im
Libanon einzudämmen", so ROG weiter. "Doch nun muss eine
internationale Kommission alle Attentate sowohl auf Politiker als
auch auf Journalisten untersuchen. Ansonsten werden weitere Anschläge
folgen." Der heutige Mord erscheint aus Sicht von Reporter ohne
Grenzen reine Provokation: Morgen berichtet ein UN-Ermittlerteam
unter Leitung des Berliner Oberstaatsanwaltes Detlev Mehlis dem
Weltsicherheitsrat in New York über den Mord an Rafik al-Hariri, dem
ehemaligen libanesischen Ministerpräsidenten. Der syrische und der
libanesische Geheimdienst sollen in das Attentat verwickelt gewesen
sein. Hariri hatte, ebenso wie Tueni und Kassir, eine sehr kritische
Einstellung gegenüber der ehemaligen Besatzungsmacht Syrien.
Auch auf die Fernsehmoderatorin May Chidiac wurde im September ein
Attentat verübt, das sie schwer verletzt überlebte. Auf der Rangliste
von Reporter ohne Grenzen zur weltweiten Situation der Pressefreiheit
hat der Libanon in den vergangenen zwei Jahren über 50 Ränge
eingebüßt und steht nun auf Platz 108.
Quelle: Pressemitteilung Reporter ohne Grenzen e. V.