Pianist Lang Lang kritisiert Musikunterricht in Schulen
Archivmeldung vom 02.11.2017
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Freigeschaltet durch André OttDer chinesische Pianist Lang Lang hat den Musikunterricht in vielen Schulen der Welt kritisiert. In den USA wachse eine Generation heran, die nie mit klassischer Musik in Berührung komme, sagte Lang Lang der Wochenzeitung "Die Zeit".
Vielen Eltern, Lehrern und Politikern sei das "völlig egal". Lang Lang selbst hatte schlechte und gute Lehrer: "Für die Aufnahme in das Konservatorium nahm ich Unterricht bei einer Lehrerin, die ich Professor Zornig nannte. Sie war furchtbar kalt, kritisierte mich, schrie mich an. Meine Angst war so groß, dass sie mein Spiel lähmte. Lehrer dürfen streng sein, sehr streng sogar. Aber sie dürfen ihren Schülern die Freude an der Musik nicht nehmen."
Ein großartiger Lehrer dagegen hebe das musikalische Bewusstsein des Schülers auf eine neue Stufe. So habe er von Daniel Barenboim eine besondere Tiefe des musikalischen Verständnisses gelernt, während ihm Christoph Eschenbach die unendlichen Farben, Schattierungen, Stimmungen der Musik gezeigt habe. "Von ihm lernte ich auch, keine Angst davor zu haben, meine Gefühle beim Spiel auszudrücken, und meine Balance zu finden: Wenn es nur noch um dich geht, dann geht die Musik kaputt. Aber wenn du zu klein bist, verschwindest du hinter der Komposition", sagte Lang Lang der Wochenzeitung. Der chinesische Pianist kündigte sein Comeback für 2018 an: "Ich möchte gern im nächsten Sommer zurückkommen und als Erstes die Goldberg-Variationen von Bach spielen", sagte er der Zeitung.
"Ich lerne endlich, geduldig zu sein." Künftig werde er seltener Konzerte geben. Der Pianist hatte in den vergangenen Monaten Vorstellungen absagen müssen. "Im Frühjahr verspürte ich plötzlich einen großen Schmerz in der linken Hand, als ich Ravel übte, andauernd, ohne Pause und Rücksicht auf mich", sagte er der "Zeit". Er leide nun wegen übermäßiger Belastung an einer Sehnenentzündung. Er habe sofort aufgehört und drei Monate lang nicht gespielt, was "qualvoll" gewesen sei. Derzeit dürfe er mit der linken Hand eine halbe Stunde am Tag spielen. "Bach und Mozart tun mir gut", sagte er. An seiner Regeneration arbeitet der Starpianist mit einem Team aus Deutschland, bestehend aus einem Handspezialisten und einem Physiotherapeuten, mit dem er in Skype-Kontakt stehe. "Die Entzündung hat mich eine wichtige Lektion gelehrt: Nicht alle Dinge im Leben bekommt man durch Willen und Anstrengung", so Lang Lang.
Quelle: dts Nachrichtenagentur