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Nutzen des Internets für Medienmacher liegt noch weitgehend brach

Archivmeldung vom 31.05.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.05.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Doris Oppertshäuser
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de

Während das Internet mit Suchmaschinen und E-Mail-Programmen aus dem Journalistenalltag nicht mehr wegzudenken ist, bleibt das Potenzial, das das Netz für journalistische Arbeit bietet, noch zum großen Teil ungenutzt. Das ist eines der Ergebnisse der aktuellen Studie von ResponseSource und Bitkom Research. Mit „Medienmacher 2014 – Recherche, Qualitätsanspruch und Finanzierung im digitalen Alltag“ bieten die Macher hinter der Online-Rechercheplattform ResponseSource.de Einsichten in den Arbeitsalltag deutscher Journalisten.

Befragt wurden über 1.300 hauptberufliche Journalisten aller Mediengattungen im Frühjahr dieses Jahres. Die Studie liefert Einsichten in Rechercheverhalten, Geschäftsmodelle im Journalismus sowie Entwicklungen im journalistischen Rollenselbstverständnis und der Notwendigkeit der persönlichen Markenbildung

Recherche – Zeitaufwand und Zeitmangel

Journalisten recherchieren täglich im Schnitt 163 Minuten. Mit umgerechnet 2 Stunden und 43 Minuten entspricht dies in etwa einem Drittel eines achtstündigen Arbeitstages. Nach ihrer Einschätzung gefragt, ob sie genügend Zeit für Recherche hätten, gab mit 61% eine deutliche Mehrheit an, dass sie häufig zu wenig Zeit für weitergehende Recherchen hätten. Nur 19% widersprachen der Aussage und gaben an, dass sie genügend Zeit für tiefgehende Recherchen hätten.

Internetnutzung elementarer Bestandteil des Redaktionsalltags

Bei genauerer Betrachtung der Online-Recherche im Verhältnis zum Gesamtrechercheaufwand zeigt sich, dass sich der Anteil im Vergleich zu 2008 deutlich erhöht (heute 58% im Vergleich zu damals 48%). Auf die Frage, wozu sie das Internet in erster Linie nutzen, gaben 87% der Journalisten das „Beobachten der Nachrichten- und Themenlage“ an, direkt gefolgt von Recherchearbeit, dabei in erster Linie zur Ermittlung von Quellen und Kontaktdaten (85%) sowie zum Einholen von Informationen und Zusatzmaterial (84%). Zur gründlichen Recherche von komplexen Sachverhalten nimmt die Internet-Nutzung mit 76% bereits merklich ab. Weniger häufig nutzen Journalisten das Internet zur Überprüfung der Glaubwürdigkeit von Quellen (62%) oder zum Bewerten eines Themas (57%).

Digitale Hilfsmittel bei Weitem nicht ausgeschöpft

Suchmaschinen und E-Mail sind mit deutlichem Abstand die wichtigsten Internetdienste für journalistische Recherchearbeiten (93% und 90%). Die Websites von Unternehmen, öffentlichen Behörden sowie von Vereinen und Verbänden erachten nur zwischen 46% und 51% der befragten Journalisten als wichtig für ihre Nachforschungen. Soziale Netzwerke gelten für 29 % der Befragten als wichtig, noch weiter abgeschlagen sind die Websites von Parteien und Politikern mit nur 17%.

„Der deutliche Fokus auf Suchmaschinen und E-Mail zeigt, dass das Internet zwar nicht aus dem Redaktionsalltag wegzudenken ist, die ganze Bandbreite der Online-Recherche allerdings bisher nicht voll ausgenutzt wird. Die Nutzung von Blogs, Foren, Business-Netzwerken und Recherchediensten hat bisher noch keinen festen Platz in der Recherche-Arbeit der Journalisten“, so die Einschätzung von Maria Irchenhauser, bei ResponseSource verantwortlich für den deutschsprachigen Raum.

Die Studie zeigt einen deutlichen altersbedingten Trend in der Nutzung von sozialen Netzwerken. Je jünger die befragten Journalisten, desto höher schätzen sie die Bedeutung von Plattformen wie Facebook, Google+ und Twitter für ihre Recherche ein: 46% bei den unter 35-Jährigen gegen 20% im Alter von 55 bis 65 Jahren betrachten soziale Netzwerke als wichtig für die Recherche. „Die Studie bestätigt unsere Annahme, dass in der Nutzung digitaler Technologien noch viel Potenzial steckt – und zwar nicht nur für die Verbreitung von medialen Erzeugnissen, sondern besonders für die journalistische Arbeit“, so Irchenhausers Einschätzung.

Bezahlen für Journalismus und Finanzierung von Journalismus

Über zwei Drittel (71%) der befragten Journalisten arbeiten für werbefinanzierte Medien, mehr als die Hälfte (54%) arbeitet für Medien, die sich durch den Verkauf der journalistischen Arbeit finanzieren, etwa über Abo, Zeitschriftenhandel und Online-Modelle. Mit 96% gaben fast alle Journalisten an, dass das Medium, für das sie hauptsächlich tätig sind, journalistische Inhalte im Internet zur Verfügung stellt. Die Mehrzahl (64%) veröffentlicht kostenlos und ohne Registrierung, 30% der Medien setzen teilweise oder komplett kostenpflichtige Modelle ein, wie Freemium, Paywall, Light (geringer Beitrag oder Registrierung) und Kontingent- oder sogenannte „Metered“ Modelle, also Vertriebsformate mit Volumenbeschränkung.

Von den befragten Journalisten gaben 38% an, dass sie als Leser für die Online-Ausgabe ihres eigenen Mediums kein Geld bezahlen würden. Nur 44% hingegen signalisierten ihre Zahlungsbereitschaft. „Die niedrigere Bereitschaft, selbst für das eigene Medium online zu zahlen, ist auffallend. Trotz einer Vielzahl verschiedener Modelle scheint es noch nicht gelungen, einen Weg zu finden, über den sich gute Qualität im wahrsten Sinne des Wortes bezahlt macht“, interpretiert Irchenhauser das Ergebnis. „In der Diskussion um Journalismus in der digitalen Welt liegt der Fokus stark auf der Marktfähigkeit der Produkte. Betrachtet man jedoch den enormen Nutzen, den das Web schon bei der Entstehung journalistischer Arbeit bietet, gibt es noch viel Raum für Qualitäts- und Effizienzsteigerung“ prognostiziert Maria Irchenhauser.

Als eine web-basierte Möglichkeit der Finanzierung stand das Thema Crowdfunding ebenfalls auf dem Fragekatalog der Studie. Diese Art der Finanzierung über eine große Anzahl kleiner Spenden stieß zwar nur bei 11% der befragten Journalisten auf Ablehnung, selbst schon einmal ein journalistisches Projekt über eine Crowdfunding-Plattform mitfinanziert oder selbst ein Projekt ausgeschrieben haben jedoch nur 7% der befragten Journalisten.

Datenbasis:

Die Studie „Medienmacher 2014 – Recherche, Qualitätsanspruch und Finanzierung im digitalen Alltag“ erstellte die Bitkom Research GmbH im Auftrag von ResponseSource. Die zugrunde liegende Erhebung wurde zwischen 27. März und 13. April 2014 unter hauptberuflichen Journalisten, die für journalistische Medien in Deutschland tätig sind, durchgeführt. Die Stichprobe umfasst 1.344 Journalisten aller Mediengattungen in Deutschland.

Quelle: Bitkom Research GmbH

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