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Schonungslose Kritik von Tilo Jung am DJV und Frank Überall

Archivmeldung vom 07.11.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.11.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Mike MacKenzie, on Flickr CC BY-SA 2.0
Bild: Mike MacKenzie, on Flickr CC BY-SA 2.0

Verstaubte Strukturen, Fake News, eine unseriöse Außendarstellung und ein fragwürdiges Verständnis von Journalismus wirft Tilo Jung (Jung & Naiv) dem Deutschen Journalisten Verband vor. Es brauche neue Köpfe und neue Ideen, berichtet das russische online Magazin "Sputnik".

Weiter heißt es hierzu auf deren deutschen Webseite: "Der freie Journalist Tilo Jung ist für seine unbequemen Fragen in der Bundespressekonferenz bekannt. Dass er damit nicht nur die Bundesregierung in Erklärungsnot bringen kann, hat Jung unter Beweis gestellt, als er bei einem Talk anlässlich des 70. Jubiläums des Deutschen Journalisten Verbandes auf dem Podium saß. Im Gespräch mit Moderatorin Minou Amir-Sehhi, TV-Journalistin und Vorsitzende der DJV-Kommission Chancengleichheit und Diversity, sprach Jung am Sonntag vor den versammelten DJV-Mitgliedern nicht nur über seine Arbeit und sein Selbstverständnis als Journalist, sondern nutzte die Bühne, um den Verband, dem er selbst angehört, scharf zu kritisieren.

Und das offenbar bewusst und geplant – als das Gespräch auf den DJV kam, schlug Jung das bereit liegende Notizbuch auf, worin er offenbar Beispiele für die Verfehlungen des Verbandes aufgeschrieben hatte.

Er habe sich über den DJV geärgert, als dieser in einer Pressemitteilung den YouTuber Rezo dafür kritisierte, dass dieser in einem seiner Videos die Bild-Zeitung auseinandergenommen hatte.

„Wir sollten eigentlich alle froh darüber sein, dass die Bild-Zeitung auseinandergenommen wird, weil Rezo mit allem, was er da gesagt hat, Recht gehabt hat“, so der Journalist. „Der DJV hat aber gesagt, Rezo hätte alles, was mit Zeitungen und Journalismus zu tun hat, diffamiert. Was völliger Bullshit war!“

Später habe der DJV die betreffende Mitteilung gelöscht und so getan, als habe es sie nie gegeben. Im Nachhinein sei auch eine Entschuldigung an Rezo erfolgt. Das konnte Tilo Jung jedoch nicht besänftigen: „In jedem anderen Unternehmen wäre in einem solchen Fall der Pressesprecher entlassen worden. Hier kann es immer und immer wieder neue Fettnäpfchen geben, in die der Vorstand oder der Pressesprecher reintritt, und es passiert nichts!“

Ähnlich inkonsequent sei der Verband vor zweieinhalb Jahren vorgegangen, als er erst die Falschmitteilung verbreitete, RT Deutsch habe als erstes Medium über den „Fall Lisa“ berichtet, diese dann löschte und anschließend getan habe, als hätte es diese Fake News nie gegeben, so Jung.

Was der Deutsche Journalisten Verband dringend brauche, sei Erneuerung, schlussfolgert Tilo Jung. „Neue Leute, neue Ideen. Für mich hat der DJV etwas von einem Opa. Ich will, dass der DJV endlich im 21. Jahrhundert ankommt. Es kommt mir so vor, als ob der DJV immer noch von den damaligen Gründervätern geführt wird. Das ist ein Club, der Strukturen wie vor 70 Jahren und offenbar immer noch das gleiche Verständnis von Journalismus hat. Dabei hat sich die Welt weiterentwickelt. Wir brauchen, um auch journalistische Arbeit weiter ermöglichen zu können, neue Ideen und Veränderung. Neue Ideen kommen meistens durch neue Leute“, so Jung.

Frank Überall (48), der mit 84,3 Prozent der Stimmen als DJV-Vorsitzender wiedergewählt wurde und für weitere zwei Jahre an der Spitze des Verbandes stehen wird, scheint für Tilo Jung nicht diese Erneuerung zu verkörpern.  Überall kämpft nach dem eigenen Selbstverständnis für die Pressefreiheit und gegen Rechtspopulismus. Außerdem sei es „wichtig, kompetent zwischen Journalismus und Unterhaltung, zwischen wahrhaftiger Berichterstattung und Falschnachrichten, zwischen Fakten und Propaganda zu unterscheiden“, heißt es in einem Schreiben des DJV-Vorsitzenden an die Kultusministerkonferenz.

Überalls Verständnis von Journalismus scheint Jung nicht zu überzeugen und er geht mit dem DJV-Vorsitzenden hart ins Gericht: „Der Fisch stinkt vom Kopf her. Wenn es einen Vorsitzenden gibt, der davon spricht, dass PR auch eine Form von Journalismus ist – da dachte ich erstmal kurz, ob ich aus dem DJV austreten soll. Denn das verwässert die Kernkompetenz eines Deutschen Journalisten Verbandes. Wir müssen uns ganz krass dagegen wehren, dass PR irgendetwas mit Journalismus zu tun hat. Steffen Seibert ist das Gegenteil von Journalismus. Er ist der oberste PR-Mensch im Land – wir können da nicht sagen, das sei ein Teil des Journalismus. Ich habe mich dafür geschämt, dass sich ein DJV-Vorsitzender hinstellte und sagte, dass PR auch ein Teil von Journalismus ist. Das ist hanebüchen.“

Nach Schätzungen des DJV arbeiten etwa 15 Prozent seiner 32.000 Mitglieder als Pressestellenjournalisten. Wie DJV-Sprecher Hendrik Zörner im Tagesspiegel sagte, müsse sich jeder Journalist, der über einen Wechsel in die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit nachdenke, eines klar machen: „Pressesprecher machen Auftragskommunikation. Sie sind in erster Linie ihrem Arbeitgeber verpflichtet und nicht der Wahrheit und der kritischen Berichterstattung.“

Warum für den DJV-Vorsitzenden Frank Überall PR dennoch Teil des Journalismus ist, erschließt sich vor diesem Hintergrund nicht."

Quelle: Sputnik (Deutschland)


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