Regisseur Christian Petzold glaubt: Man sollte Erinnerungen nicht trauen
Archivmeldung vom 13.09.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittRegisseur Christian Petzold warnt davor, den eigenen Erinnerungen zu sehr zu trauen - und die Zeit zurückdrehen zu wollen: "Das ist wie mit Abitur-Nachtreffen: Die Liebesgeschichten, die man hatte, bekommen zehn Jahre später plötzlich eine Wichtigkeit, man denkt, mit dem Mädchen, da hätte was draus werden können. Dann fährt man zu dem Treffen und es ist ein Desaster", sagte Petzold, der mit Filmen wie "Die innere Sicherheit" oder "Barbara" bekannt wurde, dem Magazin des "Kölner Stadt-Anzeiger". "Die Erinnerungen sind wichtig, aber wer sie vergegenwärtigen will, landet beim Abiturtreffen."
Auch ihm selbst sei es aber schon passiert, dass ihm Vergangenes viel besser erschien, als es tatsächlich war, so der 53-Jährige: "Die langweilige Kleinstadt zwischen Wuppertal und Köln, in der ich großgeworden bin, erschien mir in der ersten Zeit in Berlin immer paradiesischer - der Stromkasten, an dem wir geraucht haben, die hübsche Mutter, die gegenüber wohnte. Dann fuhr ich zurück und es war entsetzlich - ich hatte mir das nur so zurechtgefiltert. Wobei: Heute geht es mir gut, wenn ich da bin. Zumindest, wenn ich an den Rhein fahre." Petzold führte Regie bei der Nachkriegsgeschichte "Phoenix", die am 25. September ins Kino kommt.
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger (ots)