Friedensnobelpreisträger Muratow warnt vor Enttabuisierung eines Atomwaffeneinsatzes
Archivmeldung vom 03.05.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićMit einem eindringlichen Appell hat sich der russische Friedensnobelpreisträger Dmitrij Muratow für Presse- und Meinungsfreiheit ausgesprochen. In einer Videobotschaft für den NDR sagt der Chefredakteur der inzwischen eingestellten russischen Zeitung "Nowaja Gazeta", dass die Zerstörung der Pressefreiheit den Angriff auf die Ukraine erst möglich gemacht habe.
"Propaganda ist der Koch des Krieges. Propaganda ist der Krieg selbst", so Muratow. Dadurch werde das Volk an den Krieg gewöhnt. Muratow warnt als nächstes vor einer Enttabuisierung eines Atomwaffeneinsatzes: die gezielte Propaganda des Kreml führe in Russland zu einer "allmählichen Gewöhnung, dass Atomwaffen an sich nicht so schlecht seien. Man könne manchmal über ihren Einsatz nachdenken."
In seinem Appell zum morgigen Tag der Pressefreiheit sagt der 60jährige Publizist: "Wenn es keine freie Presse gibt, gibt es keine Zukunft". Deshalb sei der Tag der Pressefreiheit ein Tag für die ganze Menschheit, wenn sie überleben möchte.
Muratow hatte im vergangenen Jahr gemeinsam mit der philippinischen Journalistin Maria Ressa den Friedensnobelpreis für ihr langes Engagement für Meinungs- und Pressefreiheit erhalten. Muratow hat angekündigt, seine Nobel-Medaille zu Gunsten der Kriegsopfer in der Ukraine versteigern zu wollen.
Quelle: NDR Norddeutscher Rundfunk (ots)