Claus Kleber: "Wir fetzen uns gerne und oft"
Archivmeldung vom 29.03.2019
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Freigeschaltet durch André OttRedaktioneller Streit führt zu einer besseren Sendung. Davon ist Claus Kleber, Moderator des Heute Journals beim ZDF, überzeugt. "Wenn alle nur dasitzen und nicken, würde der Job erstens keinen Spaß machen, weil zweitens Langeweile entsteht", sagt der 63-Jährige im Interview mit dem Medienmagazin journalist.
"Wer langweilt, kann nicht informieren", so Klebers Überzeugung. Deshalb provoziere er in der Redaktionskonferenz gerne mal Widerspruch. "Wir fetzen uns gerne und oft. Aber sachlich." In einer engagierten Debatte komme am besten raus, wo der interessante Kern einer Geschichte liege. "Wenn es keinen gibt, schmeißen wir die Geschichte raus."
Im journalist-Interview sagt Kleber: "Ich habe noch keinen Beitrag moderiert, den ich nicht senden wollte." Als Haltungsjournalismus will der ZDF-Moderator das jedoch nicht verstanden wissen: "Ich habe Schwierigkeiten mit dem Begriff, weil Haltung oft als Feigenblatt für Denkfaulheit dient." Wer heute beispielsweise auf VW oder Verkehrsminister Andreas Scheuer herumhacke, dürfe sich zwar einer breiten Zustimmung gewiss sein. Aber: "Besteht der Diesel-Skandal wirklich nur aus einer Branche, die betrogen hat, und dem CSU-Minister, der das deckt?", fragt Kleber. "Nein, die Geschichte geht tiefer."
Am Sonntag, den 31. März, wird erstmals eine um 15 Minuten verlängerte Sonntagsausgabe des Heute Journals zu sehen sein. Kleber sieht die Erweiterung der Sendezeit auch als Signal an die Branche, seriösen Informationen mehr Raum zu geben. "Wir belegen, dass das Gerede vom absteigenden Ast, auf dem sich öffentlich-rechtliche Medien angeblich befinden, nicht stimmt", so Kleber gegenüber dem journalist.
Quelle: journalist - Das Medienmagazin (ots)