Journalisten geben sich im Bundestag erfolgreich als Lobbyisten aus
Archivmeldung vom 24.07.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićJournalisten der Plattform "Abgeordnetenwatch" und des ZDF haben sich monatelang im Bundestag verdeckt als Lobbyisten ausgegeben und dabei erstaunliche Erfolge verbucht.
Laut des am Mittwoch veröffentlichten Berichts gelang es relativ
problemlos, als frei erfundene Lobby-Agentur mit dem Phantasienamen
"Ianua Strategy" persönliche Gesprächstermine bei Bundestagsabgeordneten
von SPD, FDP, CDU und AfD, sowie einem Fraktionslosen zu bekommen, um
für ein Förderprogramm für E-Zigaretten zu werben. Bei Grünen und Linken
hatten die Undercover-Journalisten keinen Erfolg.
Bei den
tatsächlich durchgeführten Gesprächen gelang es unter anderem, an einen
noch unveröffentlichten Fraktionsentwurf zum Thema E-Zigaretten zu
kommen, mehrfach wurden von Abgeordneten im Auftrag der falschen
Lobbyisten Anfragen an die Bundesregierung gestellt.
Außerhalb
des Bundestages führten die Journalisten als Lobbyisten getarnt
Gespräche mit zwei früheren Ministern und einem früheren Staatssekretär.
Alle drei stellten mehr oder weniger direkt in Aussicht, persönliche
Gespräche mit amtierenden Bundesministern oder zumindest
Staatssekretären organisieren zu können. Dabei wurden für die "Beratung"
Tagessätze von 2.500 bis 3.000 Euro gefordert, in einem Fall wurde ein
größeres "Gesamtpaket" für 187.200 Euro für ein Jahr angeboten.
Bundestagspräsidentin
Bärbel Bas (SPD) teilte nach Abschluss des Experiments auf Anfrage der
Journalisten mit, Lobbyismus sei in einer parlamentarischen Demokratie
legitim und sogar notwendig, wichtig sei aber Transparenz. Das gerade
erst umfassend reformierte Lobbyregister werde nach ihrer Überzeugung
kontinuierlich dazu beitragen, die Transparenz weiter zu erhöhen und
damit das Vertrauen in die politischen Prozesse und Institutionen
"nachhaltig zu stärken", zitiert "Abgeordnetenwatch". Zu den Resultaten
des Experiments wollte sich Bas laut Bericht nicht äußern.
Quelle: dts Nachrichtenagentur