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Studie zu Messengerdiensten: Mehrheit junger Menschen kommt mit Verschwörungserzählern in Kontakt

Archivmeldung vom 25.03.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.03.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Verschwöhrungstheorie oder Verschwöhrungspraxis? (Symbolbild)
Verschwöhrungstheorie oder Verschwöhrungspraxis? (Symbolbild)

Bild: Eigenes Werk /SB

Messengerdienste wie WhatsApp, Telegram oder Signal sind aus der Kommunikation junger Menschen nicht mehr weg zu denken. 99 Prozent sind auf solchen Diensten aktiv und nutzen sie dabei so intensiv wie soziale Medien.

Mehr als drei Viertel (76 Prozent) der 14- bis 24-Jährigen in Deutschland nutzen Messenger mehr als eine Stunde pro Tag zur Kommunikation mit Freunden oder Familie, im Kontext von Schule, Universität oder Beruf sowie zur Unterhaltung. 23 Prozent nutzen sie sogar mehr als vier Stunden pro Tag. Jedoch informieren sich nur wenige junge Menschen dort auch über das Nachrichtengeschehen oder die Politik. Für diese Zwecke ziehen drei Viertel der jungen Menschen (74 Prozent) soziale Medien vor.

Etwa die Hälfte junger Menschen kommt über Chats vor allem in Kontakt mit problematischen Inhalten: 61 Prozent haben hier schon einmal Falschnachrichten geschickt bekommen, 53 Prozent Mobbing beobachtet und 48 Prozent Hassrede gesehen. Jeder dritte 14- bis 24-Jährige ist über Chats bereits selbst beleidigt, gemobbt oder bedroht worden. Für Mädchen und junge Frauen ist die Situation besonders dramatisch: 40 Prozent von ihnen wurden bereits über Messenger belästigt - junge Männer (29 Prozent) sind davon deutlich weniger betroffen. Gleichzeitig haben 40 Prozent der jungen Menschen bereits Inhalte oder andere Nutzer:innen offiziell bei Plattformen gemeldet - worauf ein Drittel jedoch keine Rückmeldung bekam. Das sind die Ergebnisse einer Befragung 14- bis 24-Jähriger zur Nutzung von Messengerdiensten im Auftrag der Vodafone Stiftung.

Die versteckte Verbreitung von Desinformation über Chats

Die Mehrheit der jungen Menschen hat über Messengerdienste bereits Falschnachrichten erhalten. Die Struktur der Chats bedingt, dass sich Falschnachrichten ggü. dem Feed von Sozialen Plattformen noch besser versteckt verbreiten können ("Dark Social"). WhatsApp oder Chatfunktionen von Social Media Plattformen wie Twitter, Facebook oder Instagram spielen dabei die größte Rolle: Jeweils 40 Prozent der Jugend hat auf ihnen bereits Falschnachrichten wahrgenommen - bei den Nutzer:innen anderer Messengerdienste wie Telegram (12 Prozent), Snapchat (11 Prozent) oder Discord (9 Prozent) sind es deutlich weniger. Absender:innen von Falschnachrichten auf Messengerdiensten sind vor allem Bekannte aus Schule, Universität oder Beruf (50 Prozent) oder Personen, die die jungen Menschen nicht persönlich kennen (40 Prozent). Aber auch von Freunden (37 Prozent) oder aus der Familie (27 Prozent) bekommen sie Falschnachrichten geschickt. "Informationen, die über Chats geschickt werden, wirken besonders vertrauensvoll. Das macht die Verbreitung von Desinformation über Messenger gerade für junge Menschen besonders gefährlich" kommentiert Inger Paus, Geschäftsführerin der Vodafone Stiftung die Ergebnisse. "Lange wurde unterschätzt, dass WhatsApp, Telegram und Co. - genauso wie die sozialen Plattformen - einen erheblichen Einfluss auf die Meinungsbildung und mentale Gesundheit junger Menschen haben. Wir sollen dieses Feld daher nicht den Verschwörungserzähler:innen oder Hassredner:innen überlassen, sondern hier auch von politischer Seite bewusst Angebote für Medienkompetenz, politische Meinungsbildung und Jugendschutz stärken."

Junge Menschen engagieren sich gegen problematische Inhalte

Viele junge Menschen nutzen informelle und formelle Wege, um gegen problematische Inhalte auf Messengerdiensten vorzugehen. 40 Prozent von ihnen haben zum Beispiel schon einmal in einer Chatgruppe gegen Falschnachrichten, beleidigende oder rassistische Inhalte Stellung bezogen. Ebenfalls 40 Prozent haben bereits Inhalte oder andere Nutzer:innen offiziell bei Plattformen gemeldet. In nur 40 Prozent der Fälle war die Meldung erfolgreich. Ein Drittel der jungen Menschen bekam gar keine Rückmeldung.

Datenbasis: Die Erhebung wurde vom Befragungsinstitut Infratest dimap Gesellschaft für Trend- und Wahlforschung mbH durchgeführt. Die Grundgesamtheit für die Befragung bildeten deutschsprachige junge Menschen im Alter von 14 bis 24 Jahren in Privathaushalten in Deutschland, die das Internet nutzen. Die Erhebung wurde vom 11. bis zum 28. September 2020 durchgeführt und als Online-Erhebung (Computer Assisted Web Interviewing = CAWI) angelegt. Insgesamt nahmen 2.064 junge Menschen an der Studie teil. 2.032 von ihnen nutzen Messengerdienste.

Quelle: Vodafone Stiftung Deutschland gGmbH (ots)


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