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Michael Patrick Kelly: Schloss Gymnich war dekadent und ein goldener Käfig

Archivmeldung vom 03.08.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.08.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Michael Patrick Kelly (2018)
Michael Patrick Kelly (2018)

Foto: Urheber
Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der Traum von vielen, in einem Schloss zu wohnen, war für das drittjüngste Mitglied der Kelly Family, die von 1998 bis 2002 auf einem Schloss im Rheinland lebte, ein Albtraum. "Schloss Gymnich wurde für mich irgendwann zu einem goldenen Käfig. Es war mir viel zu groß. Und, wie ich zugeben muss, dekadent", sagte Michael Patrick Kelly in einem Interview der Neuen Osnabrücker Zeitung.

Schloss Gymnich
Schloss Gymnich

Foto: Tohma
Lizenz: GFDL
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Kelly weiter: "Ich habe dort nicht gern gelebt. Anfangs fühlte man sich geschmeichelt, eine eigene Suite zu bewohnen. Das Schloss war ja das ehemalige Staatsgästehaus der Bundesrepublik. Ich bewohnte die Karl-Gustav-Suite, benannt nach dem König von Schweden. Man fühlt sich halt auch wie ein König darin, aber es war definitiv eine Nummer zu groß."

Besser gefiel Kelly das Leben auf dem Wasser: "Das Hausboot war super. Ich hatte eine eigene Koje, das war sozusagen mein erstes eigenes Zimmer. Dieser Lebensstil in Amsterdam auf dem Hausboot war cool. Die Nachbarn wohnten auch auf Booten, es war abenteuerlich. Manchmal ging es auch mit dem Schiff raus aufs Meer, das hat richtig Spaß gemacht."

Die größte Umstellung erlebte Kelly allerdings 2004, als er für sechs Jahre ins Kloster ging. "Allein jeden Morgen um 6 Uhr morgens aufzustehen, war für mich als Musiker eine Katastrophe", sagte er im "NOZ"-Interview weiter. "Das Klosterleben ist ein sehr geregelter Livestyle, du hast fixe Mahlzeiten, fixe Gebetszeiten, Studienzeiten und Aufgaben. Über den Tag verteilt habe ich vier bis fünf Stunden gebetet, davon die Hälfte in kompletter Stille. Andererseits habe ich Philosophie und Theologie studiert. Daneben gab es manuelle Tätigkeiten, ich habe zum Beispiel in der Töpferei gearbeitet. Als ich für den Müll eingeteilt wurde, habe ich die Mülltrennung im Kloster eingeführt."

Seinen Eintritt ins Kloster führt Kelly auf eine Identitätskrise zurück: "So wie Jesus sagte 'Wer sich verliert, wird sich finden', wollte ich meine wahre Identität finden, denn als Künstler läuft man Gefahr, in Illusionen, Fantasien oder einem Image von sich selbst zu leben. Wenn du in der Öffentlichkeit stehst, bilden sich die Leute oft eine Meinung über dich, obwohl sie nur Bruchteile davon mitkriegen, wer du wirklich bist. So entsteht ein Bild von dir in der Welt da draußen und formt einen Erwartungsdruck. Ich wollte kein 'Image', sondern mein wahres 'Ich' entdecken, den Sinn des Lebens finden und Gott näherkommen."

Seine Kindheit als Mitglied der durch ganz Europa ziehenden Kelly Family sieht Michael Patrick Kelly im Rückblick positiv: "Für mich war das Leben unterwegs ein Abenteuer, für die älteren Geschwister war es mehr harte Arbeit, sie trugen die Verantwortung. Auf der Straße Musik zu machen ist nicht bequem. Es kann regnen, oder das Ordnungsamt schickt die Polizei vorbei, es ist ein unstabiles Leben und ein unstabiles Einkommen. Aber man hatte einen sehr starken Zusammenhalt. Ich habe das Musizieren mit meinen Geschwistern geliebt."

Die Schule habe er damals durchaus vermisst, wie Kelly zugibt: "Mein Vater war ein großer Befürworter von Hausunterricht. Ich habe bis heute keinen Schulabschluss. Ich glaube, dass mir Schule für den sozialen Umgang gutgetan hätte, damit man sich nicht immer im Kreis dreht und lernt, beständige Freundschaften aufzubauen. Ich hatte damals ja keine permanente Adresse, nicht einmal Brieffreundschaften konnte ich richtig pflegen. Es wäre schön, Freunde zu haben, die man von klein auf bis heute kennt. Ich weiß noch, wie ich immer auf das Schulende gewartet habe, weil dann die Kinder aus dem Dorf oder wo auch immer ich war zum Campingplatz kamen, um mit mir zu spielen."

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)

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