Kabarettist Nuhr kritisiert Selbstzensur der deutschen Humoristen
Archivmeldung vom 12.01.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Kabarettist Dieter Nuhr befürchtet nach den Terroranschlägen auf die Pariser Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" eine stärkere Selbstzensur in der deutschen Unterhaltungsindustrie. "Sie können über Jesus Witze machen oder über den Papst oder sogar Helene Fischer, aber wenn man nicht suizidgefährdet ist, lässt man den Propheten aus", sagte Nuhr der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post".
"Das ist eigentlich ein Witz, dass es im 21. Jahrhundert noch mittelalterliche Irrationalisten gibt, die die Witzfreiheit einschränken können. Die Fähigkeit dazu haben sie in Paris eindrücklich nachgewiesen." Die Stimmung sei durch das Attentat aufgeheizt und polarisiert. "Je emotionaler die Diskussion wird, umso weniger kommen die zu Wort, die rationale Problemlösungen anstreben. Jetzt gibt es schon Verschwörungstheorien, der israelische Geheimdienst hätte den Anschlag verübt, vielleicht auch die Amerikaner, Aliens oder die Pilotengewerkschaft." Der Islamismus müsste aber weiter Thema der Programme von Kabarettisten sein. "Der Religionswahn ist lächerlich. Diese Gestalten, die mit wutverzerrten Gesichtern der ganzen Welt mit dem Tod drohen, die müssen lächerlich gemacht werden", sagte Nuhr. Er räumte aber auch ein, dass es Grenzen gebe, die er aus Selbstschutz nicht überschreiten wolle. "Wer nicht blind und taub war, hat seit Jahren gewusst, dass es Grenzen gibt, die man nicht überschreiten darf. Das ist eigentlich unerträglich und entsetzlich, aber real."
Quelle: Rheinische Post (ots)