Georg Stefan Troller will erstmals in den USA wählen
Archivmeldung vom 30.01.2020
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.01.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttAutor Georg Stefan Troller will mit 98 Jahren erstmals in den USA wählen. "Bei der nächsten Wahl werde ich mich dazu bereit erklären. Es ist ein bisschen kompliziert, weil ich keinen Wohnsitz in Amerika nachweisen kann. Aber gegen Trump muss gewählt werden", sagte er dem "Zeitmagazin".
Der in den Vierzigerjahren mit seiner Familie in die USA emigrierte und seit 1949 in Paris lebende Autor, hat noch immer einen US-Pass. Dass Troller vor Kurzem 98 geworden ist, sorgt selbst in seinem Freundeskreis für Verwunderung. "Was soll ich sagen: Die Zahl erzeugt ohnehin mehr Verblüffung als Bewunderung. Und je älter man wird, desto mehr kommt es auf die Bewegungen des Herzens an dass man liebt, dass man Freunde hat, dass man geliebt wird". Früher sei das Kreative das Wichtigste gewesen, dies balanciere sich jetzt aus, so der Schriftsteller.
"Man telefoniert, schreibt sich Postkarten. Manchmal spreche ich alte Freunde, die sich erkundigen, wie es mir geht, und erstaunt sind, dass ich noch immer da bin." Selbst auf der Straße seien die Menschen oft verblüfft. "Einmal kommt ein Typ auf der Straße auf mich zu, ein gut aussehender Junge, und sagt: `Verzeihung, sind Sie Herr Troller.` Ich sage: `Ja.` `Ach, ich dachte, Sie seien schon lange tot.`" Für altersweise halte er sich nicht. "Früher habe ich gedacht, dass ich im Alter eigentlich weise werden müsste". Dass dies nicht passiert sei, sei irgendwie eine Enttäuschung. "Aber ich hatte viel Glück, und nun hört es irgendwann auf. Damit muss man sich abfinden. Das ist vielleicht auch irgendeine Art von Weisheit."
Quelle: dts Nachrichtenagentur