Wie Herbert Spies den Mediennachwuchs erlebt: "Schreiben ist Glück"
Archivmeldung vom 22.11.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWarum drängen immer noch so viele junge Menschen in einen Beruf "mit Medien"? Der erfahrene Journalist und Dozent Herbert Spies sagt, dass die Mehrheit der Studienanfänger die Realität in den Redaktionen falsch einschätzt. "Das Berufsbild gilt als cool, die Verdienstmöglichkeiten erscheinen in diesem Alter noch zweitrangig. Prominente kennen lernen, reisen, Skandale aufdecken, das sind einige der Hauptbeweggründe, die immer wieder genannt werden", sagt Herbert Spies, der als Dozent an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen lehrt, im Gespräch mit dem Branchendienst Newsroom.de.
Dort werden - einzigartig in ganz Deutschland - Journalismus und Public Relations in einem Bachelor-Studiengang angeboten. "In Gelsenkirchen können die Studierenden nach vier Semestern entscheiden und sich dann auf Journalismus oder PR spezialisieren. Wer als Journalist heute sagt, PR ist bäh, dem ist nicht zu helfen. Selbstverständlich bin ich für eine saubere Trennung. Aber die Mechanismen der PR zu kennen und zu beherrschen, ist ein unschätzbarer Vorteil", sagt Herbert Spies im Interview mit Newsroom.de.
"Eine der zentralen Botschaften, die ich den Studenten vermitteln will, lautet: Schreiben ist Glück. Ich habe dieses Gefühl in den letzten 32 Jahren immer wieder selbst erlebt, es ist jedes Mal großartig", erklärt Herbert Spies.
Private Hochschulen als Bildungseinrichtungen für angehende Journalisten lehnt der erfahrene Journalist Herbert Spies mit deutlichen Worten ab: "Die privaten Hochschulen betrachten ihre Studierenden als Kunden. Es gibt viele Mitbewerber auf dem Markt. Und das Geschäftsmodell funktioniert ohne Kunden nun mal nicht. Also werden diese oft gehätschelt und nur sehr wohldosiert mit Ansprüchen an das eigene Können gestört. Denn machen wir uns nichts vor: An den privaten Hochschulen studieren zumeist diejenigen, deren Noten für eine Aufnahme an den öffentlichen Hochschulen nicht gereicht haben. Die Folge ist nicht selten eine sehr negative: Viele dieser Studenten überschätzen sich und ihre Fähigkeiten maßlos, ihr Anspruchsdenken ist bisweilen riesengroß. Hätten sie im Seminarraum eine Fernsehfernbedienung in der Hand, sie würden den Dozenten wegzappen. Ich habe in einer privaten Hochschule eine so genannte Bibliothek gesehen, in der zum Thema Journalismus weniger Bücher standen als in meiner Küche Kochbücher. Und selbst erlebt, dass Studenten mit der schriftlichen Zusammenfassung eines Referates völlig überfordert waren. Das sind häufig gerade einmal Mittelstufen-Ansprüche, mehr nicht."
Lesen Sie das Interview mit dem Journalisten und Dozenten Herbert Spies auf Newsroom.de, dem Branchendienst für Journalisten und Medienmacher: http://nsrm.de/-/27c
Quelle: Medienfachverlag Oberauer GmbH (ots)