netzwerk recherche legt Publikation über verdeckte Recherchen vor
Archivmeldung vom 02.06.2009
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Freigeschaltet durch HBRollenreportagen haben in deutschen Medien in jüngster Zeit Konjunktur. Aus diesem Grund hat sich netzwerk recherche intensiv mit den Chancen und Risiken dieses journalistischen Genres beschäftigt.
Die Recherche Undercover birgt - so die Einschätzung der Journalisten, die diese Methoden praktizieren, für den Recherche-Journalismus ein großes, längst nicht ausgeschöpftes Potential. Dabei geht es nicht um den schnellen Weg zum Erfolg oder einen effektheischenden Dreh. Es geht um die Aufklärung von Missständen, die anders nicht aufgedeckt werden können.
Das netzwerk recherche hat sich im Rahmen einer aktuellen Publikation der Reihe "nr-Werkstatt" mit den Grenzen und Chancen der Undercover-Jobs in der Berufspraxis auseinandergesetzt. Unter anderem diskutieren Günter Wallraff, Volker Lilienthal, Klaus Werner-Lobo und Thomas Kuban über das Handwerk der Undercover-Recherche, über ethische Grenzen und juristische Fallstricke. Vorurteile sollen abgebaut und die ernsthafte Auseinandersetzung mit dieser Form der Recherche gefördert werden.
Der langjährige Undercover-Reporter des Stern, Gerhard Kromschröder etwa beschreibt die Aufgabe anhand einer Arbeit im Umfeld von SS-Kameradschaften: "Dem engagierten Journalisten wächst die Aufgabe zu, sich in Ermangelung anderer, offener Recherchemöglichkeiten als einer von ihnen auszugeben, sich einzuschleichen, um an Informationen zu gelangen, die von öffentlichen Interesse sind, um sie damit zu demaskieren."
Die Praxisbeispiele in der nr-Werkstatt "Undercover" reichen von der verdeckten Recherche zur Aufklärung der Verflechtungen der internationalen Rohstoffmafia, über den Einsatz als verdeckter Müllmann, bis hin zum Geheim-Dreh von internationalen Nazi-Treffs.
Neben technischen und handwerklichen Tipps und Tricks der Methode steht dabei die Suche nach den Grenzen der verdeckten Recherche im Zentrum der Publikation. Undercover heißt immer auch Vertrauensbruch. Wann ist dieses Vorgehen gerechtfertigt?
Nicht umsonst hält der Presserat verdeckte Recherchen nur ausnahmsweise für zulässig, wenn ein überwiegendes öffentliches Interesse an Informationen besteht, und wenn diese Informationen nicht auf andere Weise beschafft werden können.
Neben berufsethischen gilt es auch juristische Grenzen zu berücksichtigen. Rechtsanwalt Helmut Graf erklärt in der nr-Werkstatt "Undercover" die wichtigsten Grundsätze anhand der verdeckten Arbeit von Volker Lilienthal im Umfeld der Schleichwerbeskandale im öffentlichen Rundfunk.
Die "nr-Werkstatt" #14 "UNDERCOVER - Reporter im verdeckten Einsatz" kann kostenfrei gegen einen adressierten und mit 1,45 Euro frankierten A5-Umschlag bei netzwerk recherche, Stubbenhuk 10, 5. OG, 20459 Hamburg bestellt oder als pdf-Datei unter www.netzwerkrecherche.de abgerufen werden.
Nr-Werkstatt # 14 "UNDERCOVER - Reporter im verdeckten Einsatz" ISBN: 978-3-9812408-1-8
Quelle: netzwerk recherche