Neue Vorwürfe zu Schleichwerbung bei "Wetten, dass..?"
Archivmeldung vom 12.01.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn der ZDF-Show "Wetten, dass..?" soll es jahrelang Schleichwerbung gegeben haben, für die eine Werbeagentur Millionenbeträge kassiert hat. Das berichtet der "Spiegel" in seiner am Montag erscheinenden Ausgabe unter Berufung auf Verträge mit einem Autohersteller und einem Unternehmen aus der Solarbranche. In einem im Dezember 2003 für eine Laufzeit von drei Jahren geschlossenen Kooperationsvertrag finden sich laut des Berichts Passagen, die die redaktionelle Unabhängigkeit des ZDF untergraben, was laut Rundfunkstaatsvertrag verboten sei.
Etwa die Regelung, dass "die konkrete Anmoderation" für ein in "Wetten, dass..?" präsentiertes Sondermodell "zwischen den Parteien einvernehmlich festgelegt wird". An anderer Stelle heißt es, "die On-Air-Präsenz" müsse "im Schnitt 45 Sekunden pro Sendung" betragen. Es folgen detaillierte Regieanweisungen, wie das Auto zu präsentieren ist. Dafür soll der Autohersteller 1,25 Millionen Euro plus Mehrwertsteuer bezahlt haben - pro Jahr. Die Werbeagentur wollte zu den Details aller Verträge nichts sagen, weil es "ausdrückliche Verschwiegenheitsklauseln" gebe.
Während der Vertrag für den Autokonzern "aus damaliger Sicht ein ganz normaler Vorgang" war, stellte das ZDF klar, die Werbeagentur sei nicht berechtigt gewesen, für das ZDF solche Zusagen zu machen. Und: Es sei keine "unzulässige Einflussnahme" auf die Sendung erfolgt. Der Münchner Medien- und Werberechtsexperte Gero Himmelsbach sieht hingegen klare Hinweise auf einen Verstoß gegen den Rundfunkstaatsvertrag: "Regieanweisungen in einem Vertrag, dazu sogar die Absprache, eine Moderation gemeinsam festzulegen, das alles zeigt: Hier geht es nicht nur um die Überlassung eines Autos als Gewinnpreis, hier geht es um verbotene Schleichwerbung."
Bereits 2008 monierte die österreichische Medienaufsicht, Gottschalk habe ein Auto in "Wetten, dass..?" so hemmungslos bejubelt, dass man nicht mal mehr von Schleichwerbung reden könne, sondern in Österreich von gesetzwidriger Werbung reden müsse. Geht es nach ZDF-Intendant Thomas Bellut, sollen solche Kooperationen in Zukunft ausgeschlossen sein: Dass die Markenrechte an "Wetten, dass..?" in diesem Umfang extern vermarktet wurden, habe daran gelegen, dass Gottschalk für den Sender damals so wichtig gewesen sei. Damit aber solle jetzt Schluss sein. "Die Vermarktung der Markenrechte und die Akquise von Gewinnspielpreisen aus einer Hand gibt es nach Gottschalk nicht mehr. Es schadet dem Sender, wenn auch nur der Anschein entsteht, dass da nicht sauber agiert würde."
Quelle: dts Nachrichtenagentur