Dichter Albert Ostermaier: Wir leben in einer narzisstisch gestörten Welt
Archivmeldung vom 09.07.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMit der Uraufführung von Albert Ostermaiers Komödie "Gold. Der Film der Nibelungen" eröffnen am 15. Juli die Wormser Nibelungenfestspiele. Erzählt wird darin von Dreharbeiten - das Königinnendrama der Saga eskaliert auch hinter den Kulissen. "Dass ausgerechnet in der Kunst, im Film, im Theater, wo wir vorgeben, um eine moralischere Welt zu kämpfen, die einzige Moral die Arbeitsmoral ist und alle Verhältnisse hierarchisch und ausbeutend", erläutert Ostermaier im Gespräch mit der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "neues deutschland" (Ausgabe 9./10. Juli), "das ist eine Ironie der Geschichte".
Ostermaier spricht von der Gegenwart als einer "narzisstisch gestörten Welt" und einer "Diktatur der Oberfläche ohne Tiefenschärfe". Als Ausnahme im Bereich der Politik nennt Ostermaier Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, mit dem er befreundet ist. Der sei "ein Politiker, dem alles Zynische, alles Narzisstische fremd ist; er verschreibt sich ganz seiner Leidenschaft, das Leiden abzuschaffen, wo es nur geht - oder zumindest es zu verringern." Auf die Frage, ob ein Künstler nicht Distanz zur Politik zu wahren habe, antwortet Ostermaier: "Man darf seine eigene Dichtung nicht kompromittieren, gewiss, aber muss doch alles dafür tun, Politik zu verstehen. Und das lernt man mehr durch Zuhören als durch Besserwissen."
Quelle: neues deutschland (ots)