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Ex-"Spiegel"-Chef Aust in der Kritik: "Propaganda" für Aserbaidschan?

Archivmeldung vom 23.10.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.10.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Stefan Aust (2009)
Stefan Aust (2009)

Foto: Sir James
Lizenz: CC-BY-SA-3.0-de
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der Hamburger Fernsehjournalist und frühere Chefredakteur des "Spiegel", Stefan Aust, ist wegen einer TV-Dokumentation über Aserbaidschan in die Kritik geraten. Aserbaidschan-Experten werfen Aust im Radioprogramm NDR Info und im Medienmagazin "Zapp" des NDR Fernsehens eine einseitige Darstellung des Landes im Sinne des autoritären Alijew-Regimes vor.

Der vom Nachrichtensender N24 im vergangenen Jahr mehrmals ausgestrahlte Film "Unterwegs im Land des Feuers - Unbekanntes Aserbaidschan" blende "konsequent alle kritischen Fragen aus" und wirke mit seinen "einseitig" ausgewählten Interviewpartnern wie ein "Werbefilm" für das vom Alijew-Clan autoritär regierte Land in Vorderasien, sagte Dr. Uwe Halbach von der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP). Der SPD-Bundestagsabgeordnete Christoph Strässer, bis Januar 2013 Sonderberichterstatter des Europarates für die Lage der politischen Gefangenen in Aserbaidschan, zeigte sich "entsetzt". "Eine derartige Werbung ist aus meiner Sicht schon fast unsittlich", sagte er. Der Film habe mit "objektivem Journalismus nichts mehr zu tun". Der im Berliner Exil lebende aserbaidschanische Oppositionelle Emin Milli nannte den N24-Film "ein Stück Propaganda", das wirke, als sei es "von der Regierung in Baku bezahlt".

Die Aust-Firma "Agenda Media" und N24 äußerten sich gegenüber dem NDR nahezu wortgleich: Der Film beschäftige sich "vor allem mit der Geschichte und der Kultur des Landes", während "Kritik am Vorgehen der Regierung" von den aktuellen Nachrichtensendungen auf N24 abgedeckt werde. Auftraggeber der TV-Dokumentation sei N24 gewesen. Es habe keine "Zuschüsse von dritter Seite" gegeben. Der staatliche Ölkonzern Socar habe lediglich "logistische Unterstützung" geleistet und Archivmaterial zur Verfügung gestellt. Socar habe nach Ausstrahlung Rohmaterial von "Agenda Media" gekauft, das der Konzern "für eigene Zwecke" habe verwenden wollen.

In dem 45-minütigen, von Austs Firma produzierten Film kommen neben dem aserbaidschanischen Außenminister sieben Vertreter des staatlichen Ölunternehmens zu Wort, die sich zu politischen, historischen und wirtschaftlichen Fragen äußern. Aussagen von Kritikern des Regimes und Oppositionellen finden sich darin nicht. Die prekäre Menschenrechtslage, soziale Ungleichheit und die Kritik internationaler Medien und Politiker an den politischen Verhältnissen in Aserbaidschan werden nicht thematisiert. N24 sendete den Film erstmals am 22. Mai 2012, dem Tag des ersten Halbfinales des Eurovision Song Contests (ESC) in Baku.

Mit Bildmaterial aus der N24-Dokumentation wurde zudem ein fünfminütiger Imagefilm über Aserbaidschan ("Azerbaijan - Land of the Future") produziert, der bei einer Veranstaltung des staatlichen Ölkonzerns Socar während des diesjährigen Weltwirtschaftsforums in Davos präsentiert wurde, bei der Stefan Aust selbst anwesend war. Darüber hinaus zeigt das aserbaidschanische Außenministerium auf seinem Kanal bei der Internetplattform YouTube ein 15-minütiges Interview von Aust mit dem aserbaidschanischen Außenminister Elmar Mammadyarov.

Quelle: NDR Norddeutscher Rundfunk (ots)

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