Tom Schilling: Schmerzhafte Erfahrung im Rammstein-Konzert
Archivmeldung vom 15.04.2017
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Freigeschaltet durch André OttSchauspieler Tom Schilling hat im Alter von 14 Jahren den Besuch eines Rammstein-Konzerts in Berlin als "sehr schmerzhaftes Erlebnis für den Brustkorb" wahrgenommen. Wegen seiner Größe von damals "höchstens 1,40 oder 1,50 Meter" sei er früh gekommen, damit er in der ersten Reihe stehen konnte, berichtete der 35-Jährige der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Damals ging noch viel mehr Schweine-Pogo ab mit den großen Wellen nach vorne. Mir haben die Ordner angeboten, mich rauszuziehen, damit ich das Konzert von der Bühnengasse aus sehen kann, aber dafür war ich zu stolz, das wollte ich nicht."
Damals habe er noch fest vorgehabt, Maler zu werden, sagte Schilling weiter: "Das war der einzige ernsthafte Berufswunsch, den ich in meiner Jugend hatte. Nachdem meine Kunstlehrerin gesagt hatte, dass ich zeichnerisches Talent habe und der Sache nachgehen sollte, bin ich mit zwölf in Museen gegangen, habe mir Bilder von Liebermann und Menzel angesehen, die Bilder aus den Katalogen abgemalt und in der Volkshochschule Malklassen besucht. Das habe ich neben der Schauspielerei gemacht und eigentlich gedacht, dass es später am ehesten darauf hinauslaufen würde." Irgendwann sei dann aber die Schauspielerei so ernsthaft geworden, dass sie seinen eigentlichen Berufswunsch überholt habe.
Sein Fable für die Malerei hat sich Tom Schilling dennoch bewahrt - und deshalb auch ein "Seestück" von Gerhard Richter als Cover für seine erste Platte "Vilnius" gewählt, die in der kommenden Woche erscheint: "Ich habe ihm einen langen Brief geschrieben, woraufhin er sich zurückgemeldet hat. Wir haben dann telefoniert, und er hat mich gefragt, ob ich mir wirklich sicher bin, ob ich so ein düsteres Bild als Cover haben möchte. Ich habe ihm erklärt, warum genau dieses Bild das richtige ist. Für mich war immer schon klar, dass ich auf keinen Fall selbst auf dem Cover sein möchte. So ein Seestück finde ich viel persönlicher und erzählt mehr über mich als ein Foto von mir oder der Band. Es trifft meine Gefühlslage und die der Lieder viel besser."
Er sei "ein sehr verschlossenes, nachdenkliches, melancholisches Kind" gewesen, das sich gern abgegrenzt habe, berichtete Schilling weiter. "Das war immer schon ein großes Thema für mich. Schon mit zehn, elf, zwölf Jahren ging es los, dass ich mich durch die Musik, die ich gehört habe, abgrenzen wollte. Mit 18 habe ich dann angefangen, Anzüge zu tragen, weil's halt sonst niemand gemacht hat." Mittlerweile seien Anzüge für ihn zur Alltagskleidung geworden. "Damit kann ich mich der Mode entziehen", sagte der Künstler.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)