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Das Plattenlabel Motown feiert seinen 50. Geburtstag

Archivmeldung vom 12.01.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.01.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Vor fünfzig Jahren gründete der ehemalige Boxer und Songwriter Barry Gordy das Poplabel Motown, das wenig später mit Künstlern wie The Miracles, Diana Ross, Marvin Gaye, Stevie Wonder oder Jackson 5 Welterfolge feierte.

Fünfzig Jahre ist es heute her, dass der ehemalige Federgewichtsboxer und Songschreiber Barry Gordy die Plattenfirma Tamla gründete, die er wenig später in Motown umbenannte. Was da noch im gleichen Jahr aus dem Zweifamilienhaus am West Grand Boulevard in Detroit in die Hitparaden katapultiert wurde, war eine Revolution.

Zum ersten Mal war die Musik schwarzer Sänger reiner Pop. Schon ein Jahr nach der Firmengründung landete Gordy mit dem Song ,"Shop Around" der Gesangsgruppe The Miracles um den Sänger Smokey Robinson seinen ersten Millionenhit, der bis auf Platz zwei der regulären Billboards Charts stieg. In den folgenden zehn Jahren produzierte Gordy mit Stars wie Diana Ross und den Supremes, Marvin Gaye, Stevie Wonder, den Temptations und den Jackson 5 ganze 110 Singles, die es bis in die Top 10 schafften.

Das akustische Markenzeichen des Labels war der Motown Sound. Heute klingen alte Motown-Hits vor allem deshalb so altmodisch, weil Gordy und seine Studiomusiker einige Grundmuster des Pop etablierten, die bis heute gelten. Der Rhythmus wurde von einem Schellentamburin getragen, das selbst raffinierte Synkopen auf einen nachvollziehbaren Beat zum Mitklatschen reduzierte.

Die Bassgitarre spielte erstmals eigenständige Melodielinien. Das war bis dahin nur im Modern Jazz üblich gewesen, öffnete aber nicht nur das gesamte untere Klangspektrum, sondern transportierte auch eine subtile Erotik. Die Sänger wiederum zähmten in den Trio- und Quartettformationen den Call and Response des Gospel zu Ohrwurmmotiven.

Mit dieser Vereinfachung der schwarzen Musikstile traf Gordy den Nerv einer Generation, die von der Aufbruchsstimmung der sechziger Jahre geprägt war, die ohne die politischen Umwälzungen nicht denkbar gewesen wäre und die mit den politischen Wirren dieser Jahre doch nichts zu tun hatte.

Es war der Beginn einer bürgerlichen Jugendkultur, in der Liebesschmerz und Flirterfolge eben wichtiger waren als die gesellschaftlichen Riesenschritte, die Amerika damals vollzog. Songs wie ,"My Girl‘", "Please, Mr. Postman" oder "Baby Love" waren herrlich naive Oden an die Teenagerjahre und ganz ohne die anzüglichen Doppelbödigkeiten des Soul oder des Blues. Nicht umsonst lautete das Firmenmotto "The Sound of American Youth".

Mit fünfzig Jahren Abstand betrachtet eroberten Gordy und seine Stars damals genau jenen Platz in der amerikanischen Gesellschaft, den Barack Obama nächste Woche mit seiner Vereidigung als erster schwarzer Präsident der USA zementieren wird.

Mit ihren dezidiert unpolitischen Poperfolgen transzendierten Gordys schwarze Stars ihre Hautfarbe. Es war nicht nur in Ordnung, dass sie schwarz waren, es war vollkommen egal. Der Erfolg war Ergebnis eines straffen Konzepts. In seinen Plattenstudios führte Gordy ein strenges Regiment. Er bestimmte das Repertoire und die Zusammenstellung der Studiomusiker. Die künstlerischen Freiheiten der Rockmusik gab es nicht, aber eben auch nicht die Exzesse der Psychedelik.

Später dann, in den siebziger Jahren, als Motown eine der Säulen einer Industrie geworden war, die sich aus dem Verlagswesen der Plattenlabels zu regelrechten Konzernen gemausert hatten, erlaubte auch Gordy seinen Stars, ihren Pop mit Politik aufzuladen. Das war die Zeit, als Meisterwerke geschaffen wurden, die sich mit den Beatles und den Rolling Stones messen konnten. Marvin Gayes "What's Going On", Stevie Wonders "Songs in the Key of Life" und die Alben, die Norman Whitfield mit den Temptations oder Undisputed Truth aufnahm, waren schwergewichtige Kommentare auf ihre Zeit.

Die Popgeschichte aber vergaß nie, dass alles mit Momenten anfing wie jenem, als Little Stevie Wonder in der Show des Fernsehmoderators Ed Sullivan auftrat und seinen Song mit den Worten begann: "Jetzt, Mister Sullivan, will ich, dass sie in die Hände klatschen und mit den Füßen stampfen." Und ganz Amerika folgte ihm.

 

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