Wenders zu stern.de: Amerikaner sind Könige im Verdrängen
Archivmeldung vom 19.08.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFür Regisseur Wim Wenders sind die Amerikaner "unglaubliche Könige im Verdrängen oder im Lügen". In einem Gespräch mit stern.de, dem Internet-Angebot des Magazins stern, sagte er, die perverse Situation in Amerika sei derzeit, dass die Familien-Diskussion alles übertünche.
"Zu Hause reden die Leute über
Verhütung und Schwulen-Ehe – und über die Werte, die von dieser
rechten fundamentalistischen Regierung proklamiert werden. Nur vor
diesem Hintergrund können die ein Verbrechen wie den Irak-Krieg
vertuschen, weil zu Hause keiner darüber redet."
Angesprochen auf das Männerbild in seinem neuen Film "Don’t Come
Knocking" sagte Wenders, dass viele Männer noch immer eine "gewisse
Konfliktscheu" hätten – "mich eingeschlossen". Wie die meisten
Männer, die er kenne, sei auch er eigentlich eher dafür, etwas
auszusitzen. Frauen dagegen seien sehr konfliktbereit, "zum Teil
schon fast neurotisch konfliktlustig". Wenders zu stern-de: "Wenn man
Zoff hat, können Frauen das nicht auch nur eine Minute im Raum stehen
lassen. Das muss raus. Jeder Mann holt erst einmal eine Minute lang
Luft, raucht eine Zigarette und sagt dann: Diesen Anruf, diese
Konfrontation, das mach' ich morgen. Frauen haben eine andere
Konfliktbereitschaft als Männer. Und die drei Frauen im Film legen
diese auch alle auf sehr verschiedene Weise an den Tag."
Quelle: Pressemitteilung stern.de