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Philosoph Omri Boehm kritisiert deutsche Erinnerungskultur

Freigeschaltet am 09.04.2025 um 14:16 durch Sanjo Babić
Omri Boehm (2024)
Omri Boehm (2024)

Foto: Amrei-Marie
Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

er deutsch-israelische Philosoph Omri Boehm übt scharfe Kritik an der deutschen Erinnerungskultur. "In Zeiten, die man - im Sinne Hannah Arendts - als 'finstere' bezeichnen muss, ist das Sprechen kaum noch möglich. Und über Erinnerung zu sprechen, noch weniger", sagte Boehm der Wochenzeitung "Die Zeit".

Boehm war ursprünglich als Redner zur Gedenkfeier anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald eingeladen worden. Auf Drängen von Vertretern der israelischen Regierung wurde diese Einladung jedoch zurückgezogen. Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, warf Boehm vor, er relativiere "unter dem Deckmantel der Wissenschaft" die Schoah und instrumentalisiere die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem.

Boehm, der an der New School for Social Research in New York lehrt, weist die Vorwürfe entschieden zurück. Jeder, der sich mit seiner Arbeit auseinandersetze, wisse: "Ich schreibe als Enkel von Holocaust-Überlebenden, um die Erinnerung zu verteidigen." Seine Teilnahme an der Gedenkfeier habe einem verantwortungsvollen Gegenentwurf gegolten - einem, "der aus der jüdischen Tradition kommt und aus dem Geist der Aufklärung". Er habe seinen zehnjährigen Sohn aus New York mitgebracht, "um ihm von der Vernichtung seiner Familie im Holocaust zu erzählen". Und seinen Vater aus Israel, der seine Großeltern in Theresienstadt und Auschwitz verloren habe - und mit einer Mutter aufwuchs, die 1939 in letzter Sekunde entkommen konnte.

Mit Blick auf den Krieg im Gazastreifen und die ambivalente Haltung Deutschlands übte Boehm deutliche Kritik an der Regierung von Benjamin Netanjahu. Die Zerstörung, die derzeit zu beobachten sei, lasse viele zweifeln, ob das Recht - als Ausdruck westlicher Erinnerungskultur - überhaupt noch als solches gelte oder längst zur Ideologie geworden sei. Die zentrale Aufgabe bestehe nun darin, so Boehm, zu zeigen, "dass dieses Recht trotz seiner historischen Zusammenhänge ernst genommen werden kann als Recht". Anderenfalls, warnt er, "werden wir auch der Erinnerung an die Schoah nicht gerecht."

Boehm setzt sich seit Jahren für eine binationale Einstaatenlösung zwischen Israelis und Palästinensern ein - eine Position, für die er 2024 mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung ausgezeichnet wurde. Auf die Frage, ob Deutschland Netanjahu festnehmen müsse, sollte dieser - wie zuletzt von CDU-Chef Friedrich Merz angeregt - nach Deutschland reisen, antwortete Boehm: "Völkerrecht ist kein Vorschlag. Es ist Recht."

Quelle: dts Nachrichtenagentur


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