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Christian Ulmen: "Ich schäme mich, wenn ich zu wenig Trinkgeld gegeben habe"

Archivmeldung vom 24.09.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.09.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Christian Ulmen Bild: Deutscher Webvideopreis, on Flickr CC BY-SA 2.0
Christian Ulmen Bild: Deutscher Webvideopreis, on Flickr CC BY-SA 2.0

"Seit ich denken kann, habe ich mich ständig geschämt. Schon in der Schule habe ich mich nur selten gemeldet, weil ich nichts Falsches sagen wollte. Aus Furcht, mich zu blamieren. Zwar geschah dies nicht oft, dennoch hatte ich Angst davor", sagt Christian Ulmen im Interview mit der Philosophie-Zeitschrift HOHE LUFT (Ausgabe 6/2015).

Auch mit 40 Jahren Lebenserfahrung ist dem zweifachen Familienvater heute noch vieles peinlich. "Ich schäme mich heute noch schnell, etwa wenn ich zu wenig Trinkgeld gegeben habe. Oder wenn ich aufgestoßen habe, ohne es zu merken. Es ist ein Reflex, gegen den man sich nicht wehren kann. Wenn ich etwa im Glauben, ich sei allein im Raum, in der Nase bohre oder laut furze, zeige ich dem anderen eine Seite, die ich lieber verborgen hätte." Hinter dieser Furcht steckt ein Grundbedürfnis: "Man fürchtet, der andere könnte einen deswegen weniger mögen. So steckt im Kern dieser Pein vermutlich unsere Angst, nicht mehr geliebt zu werden, wenn wir als derjenige erkannt werden, der wir sind. Also strengen wir uns an, uns von der besten Seite zu zeigen. Und somit hat die Scham auch eine soziale Funktion: Sie schützt davor, uns danebenzubenehmen", sagt der Wahl-Berliner. "Das beste Rezept gegen diese Pein ist Humor. Nichts hilft mehr, als über peinliche Situationen zu lachen. Ich glaube, dass der Witz uns im Laufe der Evolution mitgegeben worden ist, um Schmerzen besser zu ertragen" - so Ulmens Strategie mit diesem Gefühl umzugehen.

Auch beruflich wird der Schauspieler, Produzent und Moderator immer wieder mit peinlichen Situationen konfrontiert: "Für MTV ging ich früher auf die Straße und musste wildfremde Menschen umarmen. Wenn ich mich in solch peinliche Situationen begeben habe, fühlte es sich jedes Mal an, als müsste ich mit einem Fallschirm aus einem Flugzeug in Tausenden Metern Höhe springen. Doch wenn ich es geschafft hatte, war es ein ziemlich gutes Gefühl", sagt Christian Ulmen im Gespräch mit HOHE LUFT. Der Lohn: "Wenn man gemeinsam über eine peinliche Situation lacht, fühlt man sich verbunden. Ich bin meinem Gegenüber unwillkürlich etwas näher, wenn dieser rot vor Scham wird."

Quelle: Hohe Luft Magazin (ots)

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