Markus Lanz will aus umstrittener Sendung lernen
Archivmeldung vom 24.01.2014
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Freigeschaltet durch Doris OppertshäuserFernsehmoderator Markus Lanz hat sich vorgenommen aus der umstrittenen Sendung, bei der unter anderem die Politikerin Sahra Wagenknecht anwesend war, zu lernen. "Mein Fehler. Daraus lerne ich, glaube aber auch, dass Meinung und Haltung in einer Sendung, die den eigenen Namen trägt, wichtig ist", sagte Lanz im Interview mit dem Online-Medienmagazin DWDL.de. "Allein durch die Konstellation - also, eine Frau gegen zwei Männer - entstand zwangsläufig der Eindruck: Das ist jetzt unfair. Weil aber Frau Wagenknecht jemand ist, der sich sehr kraftvoll wehren kann und das auch tat, habe ich das in diesem Moment nicht so eingeschätzt."
Unterdessen gibt es eine Petition für die Absetzung des ZDF-Moderators, die am Donnerstag die Marke von 100.000 Unterzeichnern geknackt hat. Die Initiatorin der Petition hatte angekündigt, selbige bei dieser Teilnahmeschwelle an das ZDF und den ZDF-Fernsehrat schicken zu wollen. Darin heißt es: "Die Sendung `Markus Lanz` vom 16.01.2014 zeigte zum wiederholten Male, dass Herr Lanz weder fähig noch willens ist, seinen Gästen gleichberechtigt Wohlwollen, Rederecht und Anstand entgegenzubringen." Der Moderator sieht das anders: "Das ist doch niemals persönlich gemeint! Ganz im Gegenteil!" Er habe sich nach der Sendung mit Frau Wagenknecht "noch eine ganze Weile sehr freundlich und unter vier Augen unterhalten und auch genau darüber gesprochen". Dennoch: "Wenn das energische Nachfragen zu rustikal und sogar persönlich war, dann bedaure ich das."
Linke-Führung lädt Moderator Markus Lanz zum Versöhnungsgespräch
Als Reaktion auf die Kontroverse um Markus Lanz hat die Linke-Führung nun den Moderator zu einem Versöhnungsgespräch eingeladen. "Vielleicht wäre es keine schlechte Idee, wenn er mit uns im Vorstand einmal über unsere Europapolitik diskutieren würde", sagte Parteichef Bernd Riexinger der "Welt". "Im direkten Gespräch lassen sich Irrtümer und Irritationen am besten ausräumen."
Auslöser der Kontroverse war eine Talkshowsendung mit Sahra Wagenknecht am 16. Januar, bei der Lanz der Vizeparteichefin immer wieder brüsk über den Mund gefahren war. Mehrfach fragte Lanz nach dem Europaprogramm der Linke, in dem er die Frage "Euro - raus oder rein?" wiederholte - um Wagenknecht zu unterbrechen, als sie eine ausführlichere Antwort geben wollte. Nach der Sendung hatte eine Leipzigerin eine Online-Petition gegen Lanz gestartet, die binnen Tagen über 180.000 Unterschriften bekam.
Gegenüber dem Branchendienst DWDL.de räumte Lanz nun ein, er habe möglicherweise "zu rustikal" gefragt und bedauere dies. Kritische Fragen müssten aber möglich sein, insbesondere wenn in einem Europaprogrammentwurf in Bezug auf die EU die Adjektive "militaristisch" und "diktatorisch" auftauchten. In dem parteiintern umstrittenen Leitantrag der Linken heißt es, die EU habe sich zu einer "neoliberalen, militaristischen und weithin undemokratischen Macht" entwickelt. Dass Lanz das Europaprogramm falsch zitiere, zeige, "dass er vor allem wenig über uns weiß", kommentierte Parteichef Riexinger die Aussagen des Moderators: "Wenn er kommen will, ist er willkommen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur