Reporter Holger Gertz verrät seine Text-Tricks
Archivmeldung vom 29.11.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFür den Seite-3-Reporter Holger Gertz von der "Süddeutschen Zeitung" ist das Schreiben von Texten eine Qual. Darum verordnet er sich Disziplin. Im Interview des "medium magazin" (Erscheinungstermin: 29. November) sagte er: "Ich sollte ausgeschlafen sein, morgens um neun Uhr anfangen und den Text an einem Tag runterschreiben. Ohne Unterbrechung, Termine und Pläne am Abend. Ich lese an Schreibtagen keine E-Mails." Dann beginne er mit den schönsten Textstellen, meistens mit Dialogen.
Grundsätzlich ist Gertz überzeugt: " Ich glaube, ein Text, dem man den Schmerz nicht anmerkt, entwickelt keine Kraft." Dafür belohnt er sich aber beim Schreiben, allerdings nie mit Alkohol. "Was hilft, ist, zu duschen. Da kommen mir Ideen für Übergänge. Das muss am Massieren der Kopfhaut durch den Wasserstrahl liegen."
Viel mehr Probleme als das Schreiben bereitet dem 45-Jährigen aber, erst einmal Protagonisten für seine Reportagen anzusprechen - vor allem nicht prominente Menschen. "Ich habe Skrupel, sie aus ihrer Anonymität zu reißen", verriet Gertz dem "medium magazin". "Da laufe ich im Büro auf und ab, trinke noch einen Kaffee. Und verlege das Telefonat dann auf den nächsten Tag."
Seine Themen findet Gertz meistens, indem er einen halben Meter neben die eigentliche Geschichte schaut. Zudem sei das Ziel, Ereignisse auf eine Person herunter zu brechen - auch weil es bei einer Tageszeitung für mehr Aufwand keinen Platz und kein Geld gebe. Inspiration für seine Arbeit holt sich Gertz in Gedichten oder Reportagen renommierter Kollegen wie Alexander Osang vom "Spiegel" oder Stefan Willeke, der gerade zurück zur "Zeit" wechselte. Alles andere meidet er, denn: "Der Klang schlechter Geschichten wirkt wie Gift."
Quelle: Medienfachverlag Oberauer GmbH (ots)