WDR-Kids empören mit frechem Klima-Lied „Meine Oma ist ‘ne alte Umweltsau“
Archivmeldung vom 28.12.2019
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEin Video des Westdeutschen Rundfunks Köln (WDR) zum Thema Klimaschutz hat kürzlich wegen der umstrittenen Inhalte bezüglich der Großeltern eine Wutwelle ausgelöst, so dass der Sender es in der Nacht zum Samstag löschen sollte. Zuvor stand die deutsche Fridays For Future wegen eines miesen Tweets gegen die Großeltern in heftiger Kritik, schreibt das russische online Magazin "Sputnik".
Weiter heißt es auf deren deutschen Webseite: „„Sie können singen - und sie können frech. Die Mädchen vom WDR Kinderchor Dortmund mit unserem Song zum Jahreswechsel“, kündigte der Sender vor einigen Tagen das Video an, das bereits viel Kritik gesammelt hat. Klickt man auf das im Netz verlinkte Material, findet nun auf der WDR-Seite lediglich die Erklärung wie folgt: „Liebe Nutzerinnen, liebe Nutzer, der angewählte Inhalt ist nicht mehr online.“ Durch die gespeicherten Aufnahmen auf Youtube lassen sich die Inhalte eines kaum eineinhalb Minuten langen Beitrags allerdings wiederherstellen.
Bis auf die Zitate aus Greta Thunbergs UN-Rede
„Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad. Das sind tausend Liter Super jeden Monat. Meine Oma ist ‘ne alte Umweltsau“, singen die Mädchen im Video, von einem leidenschaftlichen Chorleiter begleitet. Weiter heißt es: „Meine Oma fährt mit ´nem SUV beim Arzt vor, überfährt dabei zwei Opis mit Rollator.“
Zum Fleischkonsum sangen dann die Kinder: „Meine Oma brät sich jeden Tag ein Kotelett, ein Kotelett, ein Kotelett. Weil Discounterfleisch so gut wie gar nix kostet. Meine Oma ist ‘ne alte Umweltsau.“
Danach sprachen sie noch das Reiseverhalten an: „Meine Oma fliegt nicht mehr, sie ist geläutert, geläutert, geläutert. Stattdessen macht sie jetzt zehnmal im Jahr ‘ne Kreuzfahrt. Meine Oma ist doch keine Umweltsau.“ Am Ende sagten die Mädchen noch mit ernstem Blick und der Stimme der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg in die Kamera: „We will not let you get away with this“ (Wir werden euch damit nicht davonkommen lassen). Damit wird ein direktes Zitat aus der Rede Thunbergs beim UN-Klimagipfel im September ins Leben gerufen.
„Meine Oma ist ‘ne arme Rentnerfrau“
Viele Zuhörer wollten sich das „freche“ Singen nicht gefallen lassen. „Meine Oma sammelt Pfandflaschen vom Lidl, vorm Lidl, vorm Lidl. Meine Oma sammelt Pfandflaschen vorm Lidl. Meine Oma ist ne arme Rentnerfrau“, schrieb darunter der Nutzer Dieter Tillmann. „Ach ja. Die Generation, die mit Gemüsenetz einkaufen geht. Die Geschenkpapier noch mal aufbügelt. Die niemals Essen wegschmeißt. Die den Toaster repariert, anstatt einen neuen zu kaufen. Die Klamotten näht, anstatt neue zu kaufen“, meinte die Nutzerin Sophia Maria. „Für so eine Sauerei sollte man dem Chorleiter die Lizenz zur Arbeit mit Kindern entziehen. Die Spaltung der Gesellschaft geht in die nächste Runde“, warnte seinerzeit der Nutzer Stefan Wetzling.
„Als ob das Lied eine Idee der Kinder gewesen wäre. Der WDR macht’s immer schlimmer. Mit einer Instrumentalisierung von Kindern und gesellschaftlichem Pranger wird dem Umweltschutz ein Bärendienst erwiesen. Ein Fall für den WDR-Rundfunkrat“, urteilte unter anderem der CDU-Politiker Ruprecht Polenz.
„Gab es das nicht früher in Diktaturen - Volkserziehung über „Comedy“/Theater? Wer bringt den instrumentalisierten Kindern noch eine differenzierte Sicht bei?“, fragte seinerseits der Nutzer Alex. Nur sehr wenige wie etwa der ZDF-Moderator Daniel Bröckerhoff nahmen das Video in Schutz. Satire darf laut Bröckerhoff alles, „außer nicht meiner Meinung zu sein“. Er findet es „erstaunlich, dass sich hier alles von ‘meine Oma ist ne alte Umweltsau’ angesprochen fühlt“.
Diese Mutmaßung ist für WDR „unerträglich“
In einer auf Facebook veröffentlichten Stellungnahme des WDR heißt es, das gelöschte Video sei im besten Falle auch „Sinn einer Satire“. Es handele sich ja nicht um einen journalistischen Kommentar, sondern um die Zuspitzung eines Themas, wie etwa die zuweilen hysterische Klimadiskussion. Betroffen mache den Sender allerdings der Vorwurf, die beteiligten Kinder seien möglicherweise „instrumentalisiert“ worden.
„Dies ist absolut nicht der Fall, trotzdem haben wir uns entschlossen, das Video zu löschen, da schon die Mutmaßung, WDR 2 hätte die Kinder des Chores instrumentalisiert, für die Redaktion unerträglich ist“, erklärte der öffentlich-rechtliche Sender.
Einen Tag vor Weihnachten hatten die Aktivisten der deutschen Fridays For Future mit einem unglücklichen Tweet provoziert, der selbst ihre Unterstützer auf die Palme gebracht hatte. „Warum reden uns die Großeltern eigentlich immer noch jedes Jahr rein? Die sind doch eh bald nicht mehr dabei“, hieß die unglücklich gewählte Botschaft. „Was darf Satire?“, konterte die Bewegung trotz der Kritik vonseiten mehrerer Politiker und Bürger, statt den Tweet zu löschen.
WDR-Intendant entschuldigt sich für „verunglücktes Oma-Lied“
Der Intendant des Westdeutschen Rundfunks und künftige ARD-Vorsitzende Tom Buhrow hat sich zu Wort gemeldet und entschuldigt.
„Das Video mit dem verunglückten Oma-Lied war ein Fehler“, räumte Buhrow am Samstag in einer Spezialsendung bei WDR 2 ein. „Ich entschuldige mich ohne Wenn und Aber dafür”, sagte er weiter. Das von WDR 2 erstellte Video, in dem die Kinder Zeilen wie „Meine Oma ist 'ne alte Umweltsau“ auf die Melodie von „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ singen, hatte hohe Wellen im Netz geschlagen.
Nach WDR-Angaben verzeichnete es mehr als 15.000 Kommentare auf Facebook. Die Redaktion hat den Beitrag von der Seite im sozialen Netzwerk inzwischen entfernt und sich „für die missglückte Aktion” entschuldigt. Auf YouTube ist das Video allerdings noch vorhanden.
Für seinen Kommentar in der Spezialsendung rief Buhrow nach eigenen Worten aus dem Krankenhaus an, wo sein 92-jähriger Vater behandelt wird. Dieser habe immer hart gearbeitet und sei „keine Umweltsau“, so Buhrow. Der Intendant hob hervor, er selbst habe sein ganzes Berufsleben „dafür gekämpft, dass wir Menschen nicht spalten“, und werde es auch weiterhin tun."
Quelle: Sputnik (Deutschland)