"Sollte jemand etwas twittern, fliegt er raus"
Archivmeldung vom 10.03.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSagenumwoben, verschwiegen und exklusiv - das sind die Hintergrundkreise der politischen Hauptstadtjournalisten. Besonders privat geht es im "Wohnzimmerkreis" zu. Dessen Anführer Günter Bannas berichtet im neuen "medium magazin"-Spezial "Berlin intern" aus dem Zirkel. Trotz der privaten Atmosphäre bei den Journalisten zu Hause lehnt es der Berliner Politikchef der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" etwa ab, dass sich Reporter und ihre Politikergäste duzen. "Es ist und bleibt eine berufliche Veranstaltung", sagte Bannas im Interview.
Er widersprach der Annahme, in diesen Kreisen würden Geheimnisse aus Staat und Partei ausgetauscht, die nie veröffentlicht werden dürfen. Es gehe eher um den Austausch von Ansichten. "Wenn ein Politiker Informationen mit der Bedingung verknüpft, dass der Journalist darüber schweigen soll, sollte der Journalist sagen, dass er es lieber gar nicht erst wissen will", sagte Bannas. Keinen Spaß versteht er, sollte jemand aus der Runde heraus twittern: "Sollte das passieren, fliegt er raus." Dem "Wohnzimmerkreis gehören nur erfahrene Politikjournalisten an: Holger Schmale ("Berliner Zeitung"), Christoph Schwennicke ("Cicero"), Stefan Braun (SZ), Christiane Hoffmann ("Spiegel"), Daniel Goffart ("Focus"), Matthias Geis ("Zeit"), Bettina Schausten (ZDF), Stephan Detjen (Dradio), Sabine Rau (WDR).
Christoph Schwennicke, "Cicero"-Chefredakteur und Mitglied des "Wohnzimmerkreis" schreibt im "medium magazin"-Spezial "Berlin intern" selbstkritisch über die Wichtigtuerei, die bei Journalisten zu beobachten sei - etwa auf Reisen mit der Regierungschefin: "Es gibt plötzlich ganz viele Kanzler über den Wolken, man nickt verständnisvoll bei den Ausführungen und fühlt sich ungemein bedeutend." Die räumliche Nähe tue ihr Übriges: "Es ist wie permanente Klassenfahrt. Immer läuft man sich über den Weg."
Quelle: Medienfachverlag Oberauer GmbH (ots)