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Doris Dörrie bringt von jeder Japan-Reise neues Geschirr mit

Archivmeldung vom 02.03.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.03.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Doris Dörrie (2017)
Doris Dörrie (2017)

Foto: Amrei-Marie
Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Regisseurin Doris Dörrie (63) kann es auch nach über 30 Reisen und fünf in Japan gedrehten Filmen nicht lassen: "Trotz strengster Verbote seitens meiner Familie schleppe ich jedes Mal wieder neues Geschirr an", gestand sie der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Es gebe ein ganzes Viertel in Tokio, in dem nur Geschirr verkauft wird: "Das ist so schön, dass ich einfach nicht anders kann und es immer wieder tue. Mittlerweile beschränke ich mich aber auf ein oder zwei Teller, damit es nicht zu viel wird." Trotz aller Liebe zu dem Land, in dem sie auch ihren jüngsten Film "Kirschblüten & Dämonen" drehte, beklagt die Regisseurin dessen Schattenseiten: In Japan gebe es "eine sehr patriarchale und extreme Macho-Gesellschaft", die es für Frauen wirklich hart mache.

Als Beispiel nannte Dörrie die extremen Pendelzeiten: "Viele Menschen sind zwei Stunden zur Arbeit unterwegs - morgens und abends noch einmal. Wie soll man da Kinder in die Schule oder den Kindergarten bringen und dann noch einkaufen? Die Frauen werden bis heute vor eine bittere Wahl gestellt: Kinder oder Beruf. Dazu kommt, dass sie auch keine vernünftigen Ehen führen können, weil sie ihre Männer nie sehen. Die pendeln ja vier Stunden, arbeiten mindestens acht, meistens mehr, müssen abends dann noch saufen gehen, kommen um Mitternacht nach Hause, stehen um fünf Uhr auf und müssen wieder los."

Auch die Umweltverschmutzung in Japan nervt Dörrie: "Ich habe große Mühe, jedes Mal im Supermarkt zu erklären, dass ich nicht für jedes Bonbon eine kleine Plastiktüte will. Da wird jede Weintraube separat in Plastik eingepackt, das ist wirklich irre." Auf der anderen Seite gebe es eine ganz ausgeprägte Begeisterung für die Natur: "Da laufen Stadtgärtner mit der Nagelschere rum und schneiden das Gras und die Bäume zurecht, da werden Blätter einzeln mit der Pinzette aufgepickt. Irgendwie passt das nicht zusammen."

Dauerhaft leben könne sie in Japan nicht, betonte die 63-Jährige und führte als Grund unter anderem einen "zwar unterschwelligen, aber doch ausgeprägten Rassismus" an. Dieser äußere sich darin, "dass sich Leute in der U-Bahn von jemandem wegsetzen, der woanders herkommt. Oder darin, dass man als Westler in bestimmte Hotels und Restaurants nicht reinkommt. Am Anfang ist dieser Rassismus gar nicht so offensichtlich, weil man nicht versteht, dass es so gemeint ist. Aber irgendwann merkt man's, und dann merkt man's immer deutlicher." Bei den Dreharbeiten zu "Kirschblüten & Dämonen" sei es zu sehr emotionalen Szenen unter den Schauspielern gekommen, die vor elf Jahren schon beim Kinohit "Kirschblüten Hanami" dabei waren: "Als Rudi und Trudi Angermeier, also Elmar Wepper und Hannelore Elsner, wieder zusammen getanzt haben, hat wirklich das ganze Team geweint. Es war sehr rührend, diesem Bittersüßen der vergangenen Zeit zuzuschauen. Das haben alle bis in die Knochen gespürt." "Kirschblüten & Dämonen" läuft am 7. März in den Kinos an.

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)

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