Vorratsdatenspeicherung und Redaktionsdurchsuchungen – DFJV zieht negative Bilanz zum Tag der Pressefreiheit
Archivmeldung vom 03.05.2007
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Freigeschaltet durch Jens BrehlDer Deutsche Fachjournalisten-Verband (DFJV) kritisiert zum heutigen Internationalen Tag der Pressefreiheit die Bestrebungen der Politik, unter Berufung auf Sicherheitsaspekte, die Pressefreiheit in Deutschland auszuhöhlen.
So gefährdet der Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Vorratsdatenspeicherung von Telefon- und Internetdaten die Anonymität von journalistischen Quellen. Durch die Vorratsdatenspeicherung können staatliche Behörden im Bedarfsfall sämtliche elektronischen Kommunikationsdaten von Journalisten auswerten. Einen zuverlässigen Schutz ihrer Informanten können Journalisten somit nicht mehr gewährleisten, da Behörden im Zweifelsfall den Informantenschutz aushebeln und auf die gespeicherten Daten zugreifen können.
Weiterhin kritisch sieht
der DFJV die Tendenz von Behörden, vermutete interne „undichte“ Stellen über
Strafanzeigen gegen Journalisten und Durchsuchungen von Redaktionen zu
enttarnen. Dabei wird gegen die Journalisten aufgrund des „Verdachts der
Beihilfe zur Verletzung von Dienstgeheimnissen“ ermittelt. Das
Bundesverfassungsgericht hat mit dem „Cicero-Urteil“ festgestellt, dass
Redaktionsdurchsuchungen verfassungsrechtlich unzulässig sind, wenn sie alleine
dem Zweck dienen, die Identität eines Informanten zu ermitteln. Trotzdem sind
die entsprechenden Stellen des Paragraf 353 im Strafgesetzbuch noch nicht
überarbeitet worden, so dass in dieser Frage immer noch keine verbindliche
Rechtssicherheit für Journalisten besteht.
Aufgrund dieser Entwicklungen
ist Deutschland auf der Rangliste der Pressefreiheit der Organisation „Reporter
ohne Grenzen“ von Platz 18 auf Platz 23 abgerutscht.
„Die Pressefreiheit ist eines der höchsten Güter unserer Demokratie“, so Thomas Dreesen, Vorstandssprecher des DFJV. „Wir fordern daher, dass dieses Gut gegenüber Sicherheitserwägungen des Staates entsprechend geschützt wird“, so Dreesen weiter.
Quelle: Pressemitteilung DFJV Deutscher Fachjournalisten-Verband AG