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Pressemitteilung des Vereins für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege (VRS) zur Eröffnung der Leipziger Buchmesse

Archivmeldung vom 16.03.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.03.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Bücher für das Volk? Aus Anlaß der Eröffnung der Leipziger Buchmesse appelliert der VRS an alle Verlage, sich nicht voreilig der jüngsten Version der Rechtschreibreform anzuschließen. Es gibt überzeugende Gründe, weshalb nicht nur Abwarten anzuraten ist, sondern die bewährte Rechtschreibung sich als günstigste Lösung anbietet:

1) Die Zustimmung zur Neuschreibung ist so gering wie nie seit Einführung der Reform. Wer sie nicht anwendet, handelt demokratisch.

2) "Die schlimmsten Fehler sind vom Rat für deutsche Recht-    schreibung beseitigt", hieß es. Das bedeutet, alle schlimmen    sind uns erhalten geblieben. Leider machen diese den größten    Teil der Reform aus.

3) Darüber hinaus ist das Regelwerk noch unsystematischer geworden. Ein stimmiges Konzept wird sich auf dieser Basis nicht erarbeiten lassen, vermutlich wird man versuchen, eine unüberschaubare Menge von Sonderfällen aufzulisten.

4) Der Rat für deutsche Rechtschreibung beabsichtigt, noch weitere    Bereiche der Neuschreibung zu überarbeiten. Fällen wir keine    Entscheidung zugunsten der bewährten Rechtschreibung, werden    uns ständig Neuerungen ins Haus stehen, was immer weitere    Kosten verursacht. Damit wächst auch die Unsicherheit, welche Schreibweisen für ungültig erklärt worden sind.

5) Dem Wohl der Schüler dient eine am Sprachgebrauch orientierte    Rechtschreibung bestimmt mehr, als zu versuchen, ihnen ein    mißlungenes Konstrukt zu vermitteln. Alle verantwortlichen    gesellschaftlichen Kräfte sollten darauf hinarbeiten, unsere     Schüler von diesem Ballast zu befreien. Der Deutsche Elternverein e. V. hat inzwischen eine Unterschriftensammlung gestartet mit dem Ziel, daß die klassischen Schreibweisen in der Schule nicht als Fehler gewertet werden.

Rückblickend stellt der VRS fest, daß alle Versprechen, mit denen die Einführung der Reform begründet werden sollte, nicht eingehalten worden sind. In allen Punkten ist das genaue Gegenteil eingetreten. Um nur die wichtigsten zu nennen: die Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung ist zerstört, das Regelwerk ist umfangreicher (und sogar widersprüchlich) geworden, die Erfindungen widersprechen Logik und Sprachgebrauch, die Fehlerzahlen an den Schulen haben selbst pessimistische Erwartungen übertroffen.

Von den ursprünglichen Argumenten zugunsten der Reform ist keines, wirklich keines, übriggeblieben. Das einzige Argument, das noch von den Reformern ins Feld geführt wird, ist neu und lautet, man dürfe den Schülern die Umstellung nicht zumuten. (Bei Einführung der Reform hatte man hier wohl kein Problem.

Wir vom VRS vertreten die Ansicht, daß nicht nur unsere Schüler Anspruch auf die bestmögliche Rechtschreibung haben, sondern die Gemeinschaft aller Lesenden und Schreibenden.

Das Rezept zur Verwirklichung heißt - und damit wiederholen wir unseren Aufruf an alle Verlage: "Verwenden Sie nach Möglichkeit bewährte Schreibweisen, erklären Sie auf Anfrage, warum, und weigern Sie sich ansonsten, in diesem absurden Theaterstück eine Rolle zu übernehmen!"

Quelle: Pressemitteilung Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.

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