Erdogan-Anwalt Ralf Höcker über den Axel Springer-Verlagschef: "Herr Döpfner hat sich noch viel offensichtlicher strafbar gemacht als Herr Böhmermann."
Archivmeldung vom 10.05.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Fall Böhmermann zieht weiter Kreise. Wie jetzt bekannt wurde, geht der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan juristisch auch gegen Mathias Döpfner vor, der sich per Offenem Brief Jan Böhmermanns Schmähgedicht "in jeder juristischen Form zu eigen" gemacht hatte. Über seinen Anwalt Ralf Höcker hat Erdogan beim Landgericht Köln eine einstweilige Verfügung gegen den Vorstandschef des Medienkonzerns Axel Springer eingereicht. Im Interview mit "medium magazin" (Ausgabe 05-2016) hatte sich Höcker zuvor klar geäußert: "Herr Döpfner hat sich noch viel offensichtlicher strafbar gemacht als Herr Böhmermann."
Das Gespräch mit Höcker führte Senta Krasser wenige Tage, bevor seine Kölner Kanzlei von Erdogan mandatiert wurde. Auf die Frage, ob dem Springer-Vorstandschef die gleiche Strafe blühe wie Böhmermann, antwortete Höcker: "Ja. Und er kann sich erst recht nicht auf die Kunstfreiheit berufen, weil er seinen Kommentar ja weder gedichtet, gesungen noch getanzt hat." Jeder, der sich die Äußerung eines Dritten zu eigen mache und auch noch bekräftige, der hat völlig recht, bringe sich selber in die Haftung, so Höcker. "So dumm sollte man eigentlich nicht sein."
Anwalt Höcker hält es darüber hinaus für möglich, dass der Ehrenschutz auch in Deutschland wieder eine stärkere Bedeutung erlangen könnte: "Wertvorstellungen sind wandelbar und niemals über Jahrhunderte in Stein gemeißelt. Das hat nichts mit Herrn Erdogan zu tun. Der Bedeutungsverlust der persönlichen Ehre in unserer Gesellschaft ist enorm. Ich halte eine Entwicklung in die Gegenrichtung für realistisch."
Das komplette Höcker-Interview "Recht auf Gegenschlag" ist auf den Seiten 48 bis 50 in "medium magazin" 05-2016 erschienen, der Jubiläumsausgabe zum 30. Geburtstag. "medium magazin" ist für alle Geräte im iKiosk verfügbar unter http://bit.ly/Medium-Digital.
Quelle: Medienfachverlag Oberauer GmbH (ots)